Ausgabe 10/23

Einstieg in den Seelenkalender

Christian Boettger

So könne das Jahr ein Urbild menschlicher Seelentätigkeit werden und damit Quelle echter, tief fühlender, Selbsterkenntnis. Seit dieser Veröffentlichung gibt es eine große Zahl von Sekundärliteratur von vielen bekannten Menschen aus dem anthroposophischen Umfeld zu diesem Werk, um die für den heutigen Sprachgebrauch nicht leicht zugänglichen Formulierungen und Wortbildungen ihren Leser:innen zu erschließen und um die tiefen Kompositionsgeheimnisse verständlich zu machen, die hier zu finden sind. Auch in der erziehungsKUNST wurden entsprechende Beiträge veröffentlicht (z.B. Rhythmen der Welt und Rhythmen des Menschen von Christian Boettger, Mai 2021) Eine oft jahrelange Beschäftigung führt tatsächlich zu sehr inspirierenden Ideen.

Nun hat Mieke Mosmuller dieses kleine Buch zum Seelenkalender mit Beiträgen aus ihrem Blog aus den Jahren 2015/16 herausgegeben. Sie schreibt im Vorwort, dass ihre Erlebnisse aus diesem Jahr nicht dazu gedacht seien, verewigt zu werden und sicher andere Aspekte in Folgejahren erlebbar und anders formuliert wären. Die Leser:innen erwartet bei der Lektüre, die sich als ein Jahresbegleiter versteht, nun Woche für Woche neben dem Wochenspruch von Rudolf Steiner ein kurzer Text von Mieke Mosmuller, der den Spruch einerseits erläutert, weil er den Inhalt mit anderen Worten wiedergibt und andererseits die Übergänge von Woche zu Woche in einen gedanklichen- und Erlebens-Zusammenhang bringt. Weiterhin werden viele Sprüche auch in den Gesamtzusammenhang des Jahreserlebens gestellt. Aus vielen Gesprächszusammenhängen zu diesen Sprüchen kann ich sagen, dass das eine sehr hilfreiche Unterstützung bei der Einarbeitung in den Seelenkalender ist. Es ist sicher weniger eine Lektüre für fortgeschrittene Benutzer dieses Kalenders.

Das Buch liegt gut in der Hand und hat die Anmutung einer Ausgabe des Seelenkalenders aus dem Rudolf Steiner Verlag nur im XL Format. Man findet darin die Sprüche, die Rudolf Steiner für das Jahr 1912/13 veröffentlicht und für 1918/19 überarbeitet hat. Mit keinem Wort wird leider erwähnt, welche Bewandtnis es mit der Zuordnung der Daten zu den einzelnen Sprüchen hat. Das Buch verwendet die Zuordnung von 1918/19. Andere Veröffentlichungen gehen in Bezug auf die Daten auf die erste Fassung von 1912/13 zurück. Ich denke heute sollte zu jeder Veröffentlichung dieser Sprüche zumindest auf diese Tatsache und die damit verbundenen Fragen hingewiesen werden. Wenn der Seelenkalender mit der Woche nach Ostern beginnt, verschiebt sich jeweils, durch das bewegliche Osterfest, die Startwoche des Seelenkalenders. Abgesehen von dieser, vielleicht auch nur für Kenner der Sprüche, wichtigen Sache, scheint mir das Buch ein guter Begleiter für einen ersten oder zweiten Durchgang durch das Jahr zu sein.

Rudolf Steiner: Seelenkalender. Mit Einführungen von Mieke Mosmuller. 78 Seiten, 19,95 Euro, Occident Verlag, Baarle-Nassau 2022.

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