Sachbuch

Jüdische Küche gewürzt mit Lebensgeschichten

Paul Lonnemann

Denn, so die Autorinnen im Vorwort, das jüdische Volk habe «ein ungewöhnlich starkes, vielleicht sogar besessenes Verhältnis zum Essen» und Rezepte seien «der Faden, der uns mit der Vergangenheit verknüpft und unser Fortbestehen garantiert». So kam eine Sammlung von über hundert Gerichten von 54 Köch:innen und deren persönlichen Geschichten zusammen. Das Konzept ist sehr erfolgreich, neben dem auf Deutsch vorliegenden sind drei weitere Kochbücher erschienen, die sich weltweit großer Beliebtheit erfreuen.

Die Rezepte im Buch sind alphabetisch nach den Namen der Köch:innen sortiert. Jede Köch:in beschreibt dabei kurz die eigene Lebensgeschichte, ihre Verbindung zum Essen oder zu wichtigen Rezepten oder Familienmitgliedern. Auch die Rezepte werden immer von einer kleinen persönlichen Anekdote begleitet, am Ende gibt es ein kleines, hilfreiches Glossar zu Begriffen der jüdischen Küche. Die Köch:innen sind so unterschiedlich, wie die Rezepte: mit Wurzeln in Australien, Polen, Ungarn, Shanghai, Südafrika, Deutschland, England oder Indien.

So wird den Leser:innen ein breites Potpourri der (nicht nur) jüdischen Küche gezeigt: traditionelle Rezepte, wie etwa die Challah, ein Hefezopf, der am Freitag für den Sabbat gebacken wird, Gehackte Leber, eine Vorspeise, die besonders bei aschkenasischen Juden beliebt ist, oder Kreplach und Lokschen, gefüllte Nudeln. Gleichzeitig aber auch Khoresh-e Beh, ein Quitten-Stew, und Gobehli-Reis, beides aus der persischen Küche, oder Marokkanischer Fisch. Auffallend ist der große Anteil an süßen und fleischhaltigen Gerichten, vegetarische und vegane sind nur vereinzelt zu finden. Monday Morning Cooking Club ist kein ausgewogen zusammengestelltes Kochbuch, die Sortierung nach den Köch:innen, die nicht die Autorinnen sind, ist etwas verwirrend, der projektartige Ansatz des Cooking Clubs ist noch zu spüren. Die Rezepte selbst sind jedoch gut und einfach beschrieben und die persönlichen Anekdoten lockern sympathisch auf. Wer also Lust hat, in die reiche Vielfalt der jüdischen Küche einzutauchen, findet hier tolle Inspirationen – zum Kochen, aber auch zum Einlesen und Recherchieren, zum Beispiel zur Frage, wer sind denn eigentlich die Aschkenasim?

Merelyn Frank Chalmers u.a.: Monday Morning Cooking Club. Sechs Freundinnen, ihre Geschichten, ihre Rezepte. 272 Seiten, 28 Euro, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2019.

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