Nachrichten aus dem Hühnerstall

Bernhard Mrohs

Beim ersten Hingucken lassen Buchtitel und Einbandgestaltung einen heiter-witzigen Inhalt erwarten. Auch nach den ersten Seiten könnte man noch geneigt sein, dem Text eine leise Ironie zuzusprechen. Aber dann dämmert es auch dem Rezensenten. Die Autorin meint es ernst! Frau Adams weist allerdings jegliche Verantwortung für den Inhalt des Büchleins von sich. Die liegt, wie sie schreibt, bei ihren Hühnern. Sie sind es auch, die auf einer Veröffentlichung bestanden hätten. Und sie, die Hühner, hätten die Gesprächsthemen eigenständig gewählt. Die Hühner berichten über die Aufs und Abs eines Hühnerlebens, über den Genuss, einen Wurm verspeisen zu können und über uns Menschen, die wir sehenden Auges in unser Verderben rennen, wenn wir nicht umdenken, und über die verschiedenen Inkarnationen, die man als Huhn durchläuft. Aber am meisten wissen die Hühner über uns Menschen. Denn, so sinniert eines, es war vielleicht auch einmal ein Mensch. Schließlich laufe alles nach einem höheren Plan, in dem Gott den Menschen Freiräume gibt, die wir, ach bitte, mit Licht erfüllen mögen. Andere Hennen wissen über die Angst zu berichten oder über Vertrauen und Verlangen. An Ratschlägen für unseren Menschenalltag mangelt es ihnen nicht. Wir können ihnen nichts verheimlichen, denn sie sehen uns ins Herz. Ach ja, von wegen Gruppenseele! Hühner sind mindestens so unterschiedlich wie Menschen. Ja, die Hühner wissen Bescheid. Wer hätte das gedacht.

Tatjana Adams: Von Hühnern und Menschen: Was Hühner uns schon länger mal sagen wollten, 156 S., brosch., EUR 10,50, Reichel-Verlag, Regensburg 2012