Rudolf Steiners Gespräche mit Malerinnen

Torsten Steen

Maria Strakosch-Giesler hat bei Kandinsky gelernt, die wenigen Bildbeispiele geben ein eindrucksvolles Beispiel ihres Könnens. Margarita Woloschina lernte bei Repin, Archipow und Korowin und wurde selber eine bis heute in Russland bekannte Größe.

Auch Assja Turgenieff, Hilde Boos-Hamburger und Henni Geck genossen professionelle künstlerische Ausbildungen und gehörten zum engsten Mitarbeiterkreis um Rudolf Steiner während der Bauzeit am Goetheanum.

Peter Stebbing ist es gelungen, bedeutende Malerinnen der anthroposophischen Kunst zu Wort kommen zu lassen, wobei er sich mit eigenen Kommentaren eher im Hintergrund hält. Nur an wenigen, aber markanten Stellen streut er erhellende Gesichtspunkte ein. Es ist Stebbing hoch anzurechnen, dass er mit seinen eigenen Gesichtspunkten sparsam bleibt und die Dokumente möglichst vollständig für sich sprechen lässt.

Das Mosaik der unterschiedlichen Stile der Malerinnen drückt sich in einer spannungsvollen Farbigkeit aus. Die Herangehensweise und der Umgang mit Steiners Hinweisen ist denkbar unterschiedlich. Dies ist indessen kein Mangel, im Gegenteil: So beleuchten sich die verschiedenen Malerinnen gegenseitig. Im »Dazwischen« leuchtet der Impuls Steiners als Herausforderung auf. Es entsteht ein lebendiges Bild aus der Zeit, als sich ein neues Suchen nach der Kunst entwickelte.

Bisher verstreute und vergriffene Dokumente sind nicht nur neu aufgelegt, sondern durch ihre Aufmachung und ihre Zusammenstellung in ihrem Wert erhöht worden.

Es wird in Zukunft keine ernstzunehmende wissenschaftliche Arbeit zum Mal-Impuls Rudolf Steiners geben können, die an diesem Standardwerk vorbeigeht.

Peter Stebbing (Hrsg.): Gespräche mit Rudolf Steiner über Malerei. Erinnerungen von fünf Pionieren des neuen Kunstimpulses, mit einem Vorwort von Peter Selg, geb., 228 S. mit 130 Abbildungen, EUR 44,–, Verlag des Ita-Wegman-Instituts, Arlesheim 2015