Transparentes Kollektiv

Christian Boettger

Schon in der Einleitung macht Schaar deutlich, dass die menschliche und natürliche Realität nicht auf die durch digitale Technik darstellbaren Phänomene reduzierbar sind. Die Informationsgesellschaft führe unweigerlich zu einer »uneingeschränkten Transparenz« und damit letztlich zu einem Verlust jeglicher Privatsphäre. Aber so lange die Transparenz nicht auch für staatliche Institutionen und besonders für Unternehmen wie Facebook oder Google gelte, müssten alle Betroffenen jederzeit über ihre Datenprofile Auskunft erhalten können. Und vor allem ist es laut Schaar wichtig und naheliegend, dem »Internet das Vergessen beizubringen«.

Für die Zukunft der Informationsgesellschaft sieht der Autor zwei Optionen: Wenn wir den Dingen ihren Lauf lassen, wird die digitale Technik zum bestimmenden Faktor unseres Lebens werden; die mächtigen Informationsmonopolisten werden ihre Herrschaft ausbauen und Menschen, Wirtschaft und Staat ihren Interessen unterordnen. Auf der anderen Seite sieht er jetzt noch die Möglichkeit, die Entwicklung zu gestalten. Demokratische Prinzipien, die Freiheit des Individuums, Grund- und Menschenrechte müssen weiterentwickelt werden, damit sie den digitalen Herausforderungen standhalten. So ist die Verankerung eines individuellen Rechts auf Informationszugang in der Verfassung notwendig. Betroffene sollten so weit wie möglich über ihre Daten selbst bestimmen können. Informationsmonopolisten wie Google sind zu entflechten, der Datenschutz ist zu modernisieren und den Geheimdiensten sind Grenzen zu setzen. Bei allen digitalen Geschäftsmodellen müssen die Preise und Kosten für den Kunden transparent sein. Das Buch will ein Aufruf sein, sich zu engagieren und die Gesellschaft menschlich zu gestalten.

Peter Schaar: Das digitale Wir. Unser Weg in die transparente Gesellschaft, 224 S., brosch., EUR 17,–, edition Körber Stiftung, Hamburg 2015

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