Sanfte Wickel für Kinder
Wenn kleine Patienten krank sind, brauchen sie eine sanfte und gleichzeitig wirksame Therapie. Mit Wickeln, Auflagen und Ein-reibungen lassen sich leichte Beschwerden bei Kindern gut behandeln. Wärmende Salben helfen bei kalten Füßen, kühlende Auf-lagen bei Fieberschüben. Gesundend wirken aber nicht nur die verwendeten Präparate und Methoden, sondern auch die liebevolle Hinwendung des Pflegenden.
»Krankheiten sind für Kinder wichtige Entwicklungsschritte«, erklärt Gerda Zölle, verantwortlich für den Fachbereich Pflegeberufe bei der WALA Heilmittel GmbH. Dies gilt sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Fieber zum Beispiel beschleunigt die Stoffwechselvorgänge im Körper und regt die Produktion von weißen Blutkörperchen an. Das Immunsystem arbeitet hinterher schneller und effektiver.
Muss ein Kind während einer Erkrankung Schmerzen oder Juckreiz ertragen, macht es oft auch im Wesen eine Verwandlung durch. Bettruhe und fürsorgliche Pflege tun dem Kind gut, lassen ihm Raum, sich zurückzuziehen und mit sich selbst zu beschäftigen. »Legen Sie dem Kind sein Lieblingsbuch oder ein Spielzeug ans Bett«, empfiehlt Gerda Zölle. Aber vor allem: »Lassen Sie das Kind auch mal krank sein.« Gegen lästige Beschwerden gibt es sanfte Mittel.
Wickel und Auflagen sprechen den ganzen Menschen an
Aufzeichnungen zufolge soll schon um 1.500 v. Chr. in Ägypten heißer Nilschlamm für Packungen verwendet worden sein. Wickel und Auflagen haben eine lange Tradition. Um 500 bis 400 v. Chr. beschrieb Hippokrates die Wirkung von heißen Umschlägen. Auch der griechische Arzt Galenos von Pergamon befasste sich mit der Wirkung von Schlammpackungen bei chronisch-entzündlichen Prozessen. Im 19. Jahrhundert eroberten sich Wickelanwendungen schließlich einen festen Platz in der Naturheilkunde – vor allem dank Sebastian Kneipp und seiner Hydrotherapie. In der anthroposophischen Medizin sind diese äußerlichen Behandlungen seit jeher fest verankert. Denn: Erst das Zusammenspiel von körperlichen, seelischen und geistigen Ebenen macht den Menschen aus, gerade auch im Krankheitsfall. Die Haut als natürliches Grenzorgan umhüllt schützend den ganzen Körper und ist gleichzeitig das größte Sinnesorgan des Menschen. Kälte und Schmerz, aber auch Geborgenheit und Wärme werden durch die Tastkörperchen in der Haut erlebbar. Durch äußere Anwendungen mit Wasser oder Ölen können über die Empfindungsfähigkeit der Haut unterschied- lichste Effekte im Organismus erzielt werden. Noch wirksamer werden sie durch den Zusatz pflanzlicher Substanzen. Die Durchblutung wird beeinflusst und die Ausscheidungsfunktion und Aufnahmebereitschaft der Haut angeregt.
Auch Wickel entfalten ihre heilenden Kräfte über die Haut. Je nach Dauer und Technik erzielen sie ganz unterschiedliche Effekte: Sie können Wärme entziehen, zuführen oder die Durchblutung steigern. Abhängig von der Indikation werden sie mit reinem Wasser oder zusätzlich mit pflanzlichen Präparaten zubereitet. »Diese Substanzen geben dem Körper von außen einen Impuls, den er über die Haut aufnimmt und auf den er direkt reagiert«, erläutert Gerda Zölle. »So werden der Organismus aktiviert und die Heilung beschleunigt.« Obwohl es sich stets um lokale Anwendungen handelt, spricht diese Therapieform den ganzen Menschen an, denn Wickel wirken auch innerlich auf tiefer liegende Organe. Sie beeinflussen sowohl Stoffwechselprozesse als auch das Immunsystem und die Psyche.
Praktische Tipps
Für Wickel und Auflagen brauchen Sie folgende Utensilien: Baumwollwindeln als Innentuch, Stofftaschentücher oder Geschirrtücher aus natürlichen Materialien als Außentuch und ein Tuch aus reiner Schafwolle (z. B. ein Wollschal) zum Abschluss. Zur Befestigung eignen sich Hemden, Tücher oder Schals aus Naturmaterialien. In vielen Apotheken, Reformhäusern und Online-Shops können Sie mittlerweile fertige Wickelsets kaufen.
Nehmen Sie sich bitte ausreichend Zeit und sorgen Sie für Ruhe – sowohl vor, als auch während und nach der Anwendung. Prüfen Sie, ob die Haut an der vorgesehenen Körperstelle intakt ist und sorgen Sie für warme Füße des Patienten. Bei der Behandlung von Kindern sollten Sie vorher immer an einer kleinen Hautstelle prüfen, ob die verordnete Substanz gut verträglich ist. Außerdem ist es von Vorteil, wenn die verwendeten Präparate ohne Alkohol sind. Bestimmte anthroposophische Arzneimittel kommen – dank eines rhythmischen Herstellungsverfahren bei der Aufbereitung der Heilpflanzen – ohne Alkohol und seine konservierende Funktion aus. Einreibungen mit medizinischen Ölen sind bei Kindern sehr beliebt, denn sie fühlen sich danach rundum wohl in ihrer Haut. Mit warmen Händen und ein wenig Malvenöl von einem vertrauten Menschen durchgeführt, stabilisieren die kindliche Wärmehülle. Das hilft besonders gut bei Angst und Unruhe. Bei Einschlafstörungen beruhigt ein Bad mit Lavendelöl das Gemüt. Ansteigende Fußbäder harmonisieren zudem die Empfindungsorganisation.
Wenn Husten und Schnupfen zu Quälgeistern werden, können Sie Ihrem Kind mit einer Auflage Linderung verschaffen: Streichen Sie einen Bronchialbalsam, der Spitzwegerich und Thymian enthält, auf ein sauberes Tuch und machen Sie morgens und abends eine Brustauflage. Die Pflanzenextrakte wirken entkrampfend und schleimlösend.
Schon unsere Mütter und Großmütter wussten um die guten Eigenschaften kühler Wadenwickel bei Fieber. Eine sanftere Möglichkeit sind Wadeneinreibung mit einem Körperöl, das Zitronenextrakt enthält. Diese Anwendung wirkt stärkend und kühlend auf das fiebrige Kind. Auch Fußauflagen mit Zitronenscheiben können helfen. In ihren ersten Lebensjahren werden viele Kinder von quälenden Ohrenschmerzen geplagt. Bitte besprechen Sie die geeignete Therapie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Kinderarzt. Ein altes Hausmittel ist das »Zwiebelsäckchen« – eine Ohrauflage mit rohen Zwiebeln. Sie wirkt schmerzlindernd, lösend und befreiend. Auch Präparate mit Extrakten des Blauen Eisenhutes (Aconitum nappelus) haben sich bewährt: Ohrentropfen mit diesem Inhaltstoffen können helfen, die entzündlichen Prozesse des Ohres oder Mittelohres zu regulieren.
Literatur: Annegret Sonn: Wickel und Auflagen, Stuttgart 2010; Wolfgang Goebel, Michaela Glöckler: Kindersprechstunde, Stuttgart 2010
Lea Scheckel, Hagen, 20.04.12 20:04
Zu genau diesem Thema gebe ich, Kinderkrankenschwester am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Einführungskurse.
In "Wickel,Kompressen & Co" wird das Anlegen von Wickeln theoretisch und praktisch geübt, sowie weitere Naturheilverfahren besprochen.
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