Die Schüler sollten die Kinder während der langen Wartezeiten in der Schlange betreuen. Dabei beobachteten sie das Chaos, das da manchmal ausbricht. Es kam ihnen die Idee, dass mit den Kindern etwas kreativ gestaltet werden müsste. Sie erinnerten sich an Spiele und Geschichten, die sie aus ihrer eigenen Schulzeit kannten und fingen einfach an. Und so war plötzlich eine Aufgabe geboren, ganz aus der Wahrnehmung der Bedürfnisse der Kinder heraus.
Zwei der damaligen Schülerinnen, Natalia und Soledad, führen das Projekt bis heute weiter. Viele sind neu dazugestoßen. Heute sind es etwa 40 Jugendliche, ehemalige Schüler und Schülerinnen der Oberstufen der verschiedenen Schulen in Buenos Aires, die sich engagieren. An drei Nachmittagen in der Woche und am Sonntag betreuen sie Kinder im Kindergartenalter und Schulkinder. Dafür gibt es nur einen kleinen Raum, der für die 20 Kinder, die manchmal kommen, viel zu klein ist, und dann muss eben noch die Straße dazu genommen werden. Die Jugendlichen, die vor zehn Jahren die ersten Kinder in dem Projekt waren, können zudem Theater spielen, Musik machen und photographieren.
Jeden Tag müssen die jungen Betreuer zu den einzelnen Kindern nach Hause gehen, sie abholen und wieder zurückbringen. Der große Aufwand lohnt sich, denn das stärkt den Kontakt mit den Eltern und Nachbarn.
Inzwischen ist »Pachamama« dazugekommen, eine Gärtnerei, in der mit den Jugendlichen nachmittags Gemüse angebaut wird.
Der große Traum ist es, bald einen eigenen und größeren Raum zu bekommen, um mit einer regelmäßigen Kindergartenarbeit beginnen zu können.
Zum Autor: Andreas Schubert, Studium der Physik, Gründung der Waldorfschule Überlingen und dort Oberstufenlehrer für Physik, Mathematik und Geschichte. Regelmäßig Kurse an den Lehrerseminaren in Madrid, Lissabon, Buenos Aires; Schulbegleitungen zur Entwicklung der Oberstufe in den Ländern Südamerikas, insbesondere Argentinien, Brasilien und Kolumbien, zudem Vorstandsmitglied der »Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.«