Schülerkunst im Museum

Andrea Schröder

Es herrschte Aufregung unter den Schülern der zwölften Klasse der Emil Molt Schule Berlin und den beiden Lehrer­innen Beate Franke und Andrea Schröder: An diesem Abend sollte ihre Ausstellung im Käthe Kollwitz Museum Berlin eröffnet werden. Würden ihre künstlerischen Arbeiten vor den Augen des kritischen Berliner Publikums bestehen?

Die museumspädagogische Partnerschaft zwischen dem Kollwitz-Museum und der Emil Molt Schule wurde durch die »Kulturprojekte Berlin« vermittelt und begann 2008 mit der Arbeit an einer »Hommage à Käthe Kollwitz«. In dieser Ausstellung setzten sich die Schüler der zwölften Klasse mit dem Werk der Kollwitz auseinander, indem sie Themen und bildnerische Gestaltung ihrer Bilder variierten: Sie setzen sie in Fotographien, Collagen, Zeichnungen und Monotypien um, schrieben Gedichte zu den verschiedenen Motiven, arbeiteten Details bildhauerisch nach und gestalteten damit im Januar 2009 die Ausstellungseröffnung zur Langen Nacht der Museen im Käthe Kollwitz Museum. Die Schauspielerin Brigitte Grothum las aus den Tagebüchern der Künstlerin, es wurde musiziert und mit den Besuchern über die ausgestellten Arbeiten gesprochen. Es folgte ein Theaterprojekt der elften Klasse der Emil Molt Akademie (Fachoberschule), die im Unterrichtsfach Darstellendes Spiel das Stück »Die Weber« von Gerhard Hauptmann einstudierte und Szenen davon unter anderem im Kuppelsaal des Museums zur Aufführung brachte.

Nach dem Reaktorunfall in Fukushima schlug Gudrun Fritsch, die Kuratorin des Käthe Kollwitz Museums, ein neues Projekt vor: »Fukushima – Schüler sehen die Katastrophe mit den Augen der Kollwitz«. Seit August 2011 haben 18 Schüler der zwölften Klasse daraufhin im Rahmen zweier Projekt­unterrichte – Malerei und Graphik sowie Textildesign – an dieser aktuellen Ausstellung gearbeitet, die nun eröffnet wurde und sechs Wochen gezeigt wird.

Die neue Ausstellung zeigt Graphiken, Gedichte und Textilien, die aus der Beschäftigung mit dem Thema »Fukushima« resultieren und problembezogene Entwicklungen individueller Konzepte, die die Motive der Künstlerin Käthe Kollwitz auf bildnerisch neuartige Weise aufgreifen und darstellen. Die Schüler übten sich in Zen-Kalligraphie und erarbeiteten sich die Schnitttechniken traditioneller japanischer Textilkunst (Haori und Kimono). Sie zeichneten im Museum und erhielten von der Museumsleitung eine auf ihr Projekt abgestimmte Führung. Sie besuchten eine Textilwerkstatt und beschäftigten sich mit Textildruckverfahren. Sie lernten die japanische Gedichtform des Haiku kennen und fassten den Inhalt ihrer Bilder in eigene Worte.

Ungewöhnlich war die Beschäftigung mit den japanischen Holzschnittkünstlern Hokusai und Hiroshige, deren Motive mit  der Darstellung des menschlichen Leids in den Werken von Käthe Kollwitz verbunden wurden, sodass durch diese Synthese ein künstlerischer Ausdruck für die Reaktorkatastrophe von Fukushima gefunden werden konnte. Jeder Schüler dokumentierte die eigene Arbeit in Form eines Portfolios. Durch die Öffnung des Unterrichts nach außen in der Zusammenarbeit mit dem Käthe Kollwitz Museum sollte eine nachhaltige und über den regulären Unterricht hinausgehende kulturelle Bildung geschaffen werden. Dabei sollten die Schüler nicht nur neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten, sondern auch die Organisation einer Ausstellung und die Gestaltung einer Vernissage kennenlernen.

So arbeiteten sie nicht nur aktiv bei der Vorbereitung der Präsentation ihrer Werke im Kuppelsaal des Museums, sondern gestalteten auch den musikalischen Rahmen bei der Vernissage und erläuterten dem Publikum ihre Intentionen.

Links: www.kaethe-kollwitz.de | www.emil-molt-schule.de