Pilotstudie Nachhaltigkeit

Sebastian Arnd, Dorit Binder, Ilmari Binder

Viele Waldorfschulen setzen sich heute für Nachhaltigkeit ein, ob mit einem an die Schule angegliederten Bioladen, einem eigenen Schulbauernhof, einem Wasser- oder Solarkraftwerk oder einer klimaneutralen Heizung. Als Orte mit Vorbildcharakter sind Schulen, an denen die folgenden Generationen von klein auf ein nachhaltiges Leben erfahren können, besonders wichtig. Die rege Beteiligung von Waldorfschülern an den Protesten zeigt, dass diese Gedanken ankommen.

Viele Bausteine für klimaneutrale Waldorfschulen sind vorhanden. Als ehemalige Waldorfschüler, die sich der Bewegung weiterhin verbunden fühlen, wollen wir diese gute Grundlage nutzen. Wir wollen die Nachhaltigkeitsgedanken, die sowieso in der Bewegung verankert sind, formulieren. Wir wollen die guten Gedanken, die einzelne Waldorfschulen schon umgesetzt haben, dokumentieren und an andere Waldorfschulen tragen. Wir wollen erfassen, wie weit die Waldorfschulen schon auf dem Weg zur Klimaneutralität gekommen sind. Wir hoffen, dass wir einigen Waldorfschulen helfen können, klimaneutral zu werden. Und falls wir uns etwas wünschen dürften, wäre es, dass sich die Waldorfschulen mit dem Bund der Freien Waldorfschulen offiziell zur ökologischen Nachhaltigkeit bekennen.

Eine Chance für Schulen

Zunächst wollen wir herausfinden, was die einzelnen Schulen schon zum Thema Umweltschutz umsetzen. Hierzu haben wir einen Fragebogen entwickelt, in dem wir versuchen, alle wichtigen Bereiche wie Ernährung, Mobilität, Lernen und Ressourcen abzudecken. Mit diesem wollen wir im Rahmen einer Pilotstudie 15 Waldorfschulen erfassen und daraus ein Werkzeug entwickeln, mit dem wir einerseits die Schulen untereinander vergleichen, aber auch Fortschritte einzelner Schulen dokumentieren können.

Von links nach rechts: Dorit Binder, Ilmari Binder, Sebastian Arnd

Aber wie findet man nun die richtigen Ansprechpartner in der Schule? Die Verbrauchsdaten finden sich wahrscheinlich in der Schulverwaltung, über Ernährung wird man in der Schulküche am meisten sagen können, über Klassenfahrten und Projekte wissen die Lehrer am besten Bescheid. Unser Lösungsansatz war, Schüler, zu denen wir über die WaldorfSV und die zahlreichen von uns umgesetzten Projekte schon einen guten Draht haben, zu fragen, ob sie zwischen uns und ihrer Schule als Vermittler fungieren möchten. Davon erhoffen wir uns ein weites Lernfeld für die Schüler sowie einen schnellen und unkomplizierten Kontakt mit den richtigen Ansprechpartnern.

In der Zeit von Mitte Dezember 2019 bis Januar 2020 konnten wir schon an Schüler aus zwölf Schulen unseren Fragebogen verteilen und erste Erkenntnisse gewinnen. Wir wissen nun, dass Waldorfschulen gerne ihr Geld bei ethisch-ökologischen Banken anlegen oder auch mal als gesamte Schulgemeinschaft zu Fridays for Future-Demos gehen. Doch es kann auch vorkommen, dass trotz guter Busverbindung 45 Prozent der Schüler mit dem Auto zur Schule kommen oder dass alle Gebäude nur eine Energieeffizienzklasse von E haben (H ist die schlechteste). Wenn man wie die Michaeli Schule in Köln gerade in ein neues Schulgebäude umgezogen ist, kann die Energieeffizienzklasse aber auch bei A liegen.

Es wird zwar noch dauern, bis wir genug Daten haben, um den Status quo aller Waldorfschulen zu erfassen, trotzdem erlauben sie uns einen anfänglichen Überblick und ermöglichen uns, unseren Fragebogen für die kommende Pilotphase zu optimieren.

Wer macht mit?

Als nächsten Schritt werden wir uns nun um Förderung bemühen, damit wir uns ganz dem Projekt widmen können, ohne dass die Schulen zu viel investieren müssen.

Wir möchten sie einladen, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen! Im neuen Schuljahr werden wir eine Pilot­phase beginnen und dabei fünf bis sieben Schulen ein Jahr lang begleiten.

Im Rahmen dieser Phase werden wir am Anfang des Schuljahres die Klimabilanz der Pilotschulen erfassen. Anschließend werden in Workshops mit der Schulgemeinschaft Maßnahmen zur Verbesserung erarbeitet und kontinuierlich umgesetzt. Als weiterer Baustein soll ein Netzwerk zum Austausch der Ergebnisse und Maßnahmen zwischen den Schulen gegründet werden, so können alle Beteiligten voneinander profitieren. Zum Ende des Schuljahres soll wieder die Klimabilanz erfasst werden, um nun abschätzen zu können, welche Maßnahmen welche Wirkung gezeigt haben. All das wird von uns eng begleitet.

Um unser Ziel klimaneutraler Schulen im Jahr 2025 zu erreichen, werden wir Menschen brauchen, die mit uns zusammenarbeiten. Wir werden unser Team erweitern, um so viele Schulen wie möglich begleiten zu können und natürlich brauchen wir die Menschen, die sich vor Ort an die Arbeit machen und dort unsere Vision in die Wirklichkeit umsetzen.

Wenn Sie sich also vorstellen können, als Pilotschule mitzumachen oder als Ansprechpartner für ihre Schule zu fungieren – sei es als Elternteil, Lehrer oder Schüler – oder Sie Interesse haben, in unserem Team mitzuarbeiten und die Schulen zu beraten, dann melden Sie sich bei uns. Schreiben sie eine E-Mail an info@klimaneutrale.waldorfschulen.jetzt oder besuchen sie uns im Internet unter klimaneutrale.waldorfschulen.jetzt.