Der Benediktiner-Pater Johannes Pausch und der Journalist Gert Böhm haben ein Buch mit einem viel versprechenden Titel aufgelegt. Mit flotter Feder wird hier die Rückseite unserer Erfolgsgesellschaft in einem umfassenden Panorama skizziert: der Verfall der Werte, die Entzauberung des Menschen, der Vormarsch der »Me-Generation«, die Ausbreitung der materialistischen Haben-Mentalität in sämtlichen Lebensbereichen.
Das erstaunliche Fazit ist, dass wir in der heutigen Zeit vor allem nur dann zu einem »guten Leben« kommen können, wenn die Sehnsucht des modernen Menschen, mit dem Mitmenschen in eine »heilige Beziehung« zu kommen, erfüllt wird. Die Spiritualität zeige sich vor allem darin, dass sich Menschen in ihren Beziehungen entfalten. Im Verhältnis zu sich selbst und zum anderen entdecke der Einzelne das Gemeinsame – und seine Sehnsucht, diesen anderen zu begreifen, ihm nahe zu sein. Zwischen allen Menschen gäbe es eine innere Verbindung – und diese Beziehung führe zu Gott.
Auch Steiner war der Überzeugung, dass keine Revolution erfolgreich sein könne, um eine bessere Gesellschaft zu schaffen, sondern setzte ganz auf die Überwindung der »antisozialen Triebe« durch den einzelnen.
Der Schlüssel ist bei ihm in ähnlicher Weise die Erweckung des echten Interesses des Menschen am anderen Menschen. Der Ansatz von Pater Pausch gründet sich allerdings auf den traditionellen und konventionellen mönchischen Traditionen und Gelübden, die ihre Wurzeln im frühen Mittelalter haben. Heute müssen diese verwandelt werden, um als soziale Tugenden eine aktuelle Bedeutung für die Gemeinschaftsbildung zu erhalten.
Johannes Pausch / Gert Böhm: Die Wiederkehr des Heiligen. Unsere Sehnsucht nach dem guten Leben. 240 S., geb. EUR 16,95. Kösel-Verlag, München 2009.