Ein Viertel der Kinder, die soziale Netze wie Facebook, Hyves, Tuenti, Nasza-Klasa, SchuelerVZ, Hi5, Iwiw oder Myvip nutzen, gibt an, dass ihr Profil auf »öffentlich« eingestellt ist, also von jedermann eingesehen werden kann. Bei vielen dieser Profile wird auch Adresse und Telefonnummer preisgegeben.
Leichte Beute für Stalking und Grooming
»Immer mehr Kinder nutzen soziale Netze, aber viele vernachlässigen ihre Sicherheit im Internet. Diese Kinder setzen sich großen Gefahren aus und sind leichte Beute für Stalking* und Grooming**. Alle Betreiber sozialer Netze sollten daher umgehend dafür sorgen, dass die Profile Minderjähriger grundsätzlich nur für ihre bestätigten Kontakte zugänglich und für Suchmaschinen nicht erreichbar sind. Außerdem sollten Betreiber, die die ›Safer Networking Principles‹ der EU bisher noch nicht unterzeichnet haben, dies unverzüglich nachholen, um die Sicherheit unserer Kinder zu garantieren«, erklärte Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission. Die Einführung dieser Grundsätze wurde von der Kommission 2009 ausgehandelt. Bedeutende Betreiber sozialer Netze erklärten sich bereit, Maßnahmen zum Schutz der Online-Sicherheit ihrer Nutzer unter 18 Jahren zu ergreifen.
Unterschiedliche Nutzung in den einzelnen Mitgliedsstaaten
Aus der am 18.4. vom Netz EUKidsOnline veröffentlichten Umfrage bei 25.000 Jugendlichen in 25 europäischen Ländern geht hervor, dass 38 Prozent der 9- bis 12-Jährigen über ein Profil auf den Websites sozialer Netze verfügen, die meisten in den Niederlanden (70 Prozent), die wenigsten in Frankreich (25 Prozent). Noch beliebter sind soziale Netze bei Teenagern, von denen 77 Prozent der 13- bis 16-Jährigen angeben, dass sie ein Profil haben. 15 Prozent der 9- bis 12-Jährigen geben an, dass sie über 100 Kontakte zu ihrem Profil haben, in Ungarn sind es sogar 47 Prozent. In der Gruppe der 13- bis 16-Jährigen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie über mehr als 100 Kontakte verfügen, bei Kindern aus Belgien, Dänemark, Griechenland, Ungarn, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Schweden und dem Vereinigten Königreich größer als bei Kindern aus anderen Ländern.
Viele Kinder haben öffentliche Profile, die für jedermann einsehbar sind. Nur 56 Prozent der 11- bis 12-Jährigen verfügen nach ihren eigenen Angaben über das Wissen, um die Privatsphäre-Einstellungen ihres Profils bei dem sozialen Netz zu ändern. Ältere Jugendliche kennen sich damit besser aus, denn 78 Prozent der 15- bis 16-Jährigen sehen sich in der Lage, ihre Privatsphäre-Einstellungen zu verändern.
Selbstkontrolle-Vereinbarungen sollen überprüft werden
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass einige der sozialen Netze, die bei den Jugendlichen in Europa beliebt sind, die »Safer Social Networking Principles« noch nicht unterzeichnet haben.
Da immer jüngere Kinder das Internet und soziale Netze nutzen und auch immer mehr Kinder mobil ins Internet gehen, hat die Kommission eine Überprüfung der von der Branche bisher geschlossenen Selbstkontrolle-Vereinbarungen in diesem Bereich eingeleitet.
Quelle: bildungsklick.de
Safer Social Networking Principles der EU als PDF-Datei herunterladen (externer Link)
Begriffserklärungen:
*Unter Stalking oder Nachstellung wird das willentliche und wiederholte (beharrliche) Verfolgen oder Belästigen einer Person verstanden, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann. Stalking ist in vielen Staaten ein Straftatbestand und Thema kriminologischer und psychologischer Untersuchungen.
**Mit dem englischen Begriff Cyber-Grooming (von englisch: to groom: Fellpflege betreiben, putzen, striegeln; zu deutsch also etwa sinngemäß Internet-Streicheln) wird das gezielte sexuelle Belästigen von Kindern und Jugendlichen im Internet bezeichnet.
Es wird zunächst das arglose Vertrauen mit dem Ziel ausgenutzt, später Straftaten an Minderjährigen wie etwa die Anfertigung kinderpornografischer Aufnahmen oder sexuellen Missbrauch an ihnen zu verüben.