Sozialpraktikum im Himalaya

Elina Zumholte

Sie hatte eine Mail an sämtliche Waldorfschulen in Deutschland geschrieben mit dem Angebot, dort das Sozialpraktikum zu machen. Wir, Sarah Weber, Laura Hähnel, Levinia Bühler und Elina Zumholte, waren sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Wir setzten uns gleich daran, Maria zu kontaktieren und mehr über das Projekt zu erfahren. Das Projekt heißt »Volunteers For Change« kurz »VFC«. Geleitet wird es von Aanand Mishra, der sich für Straßenkinder in Nepal und für eine bessere Schulbildung engagiert. Er bietet Programme an, in welchen Reisende diesen Kindern helfen können, indem sie sie in Schulen besuchen, sich mit ihnen beschäftigen und ihnen so eine neue Kultur näherbringen. Wir arbeiteten in der »Saphalta school« in Kirtipur, einem Ort am Rand von Kathmandu.

Dort leben sieben Schüler, denn die Schule dient gleichzeitig als Waisenhaus. Die Kinder sind Aidswaisen, die seit ihrer Geburt an HIV erkrankt sind und von den zwei Leitern der Schule von der Straße geholt wurden. In der Schule dürfen sie nicht nur wohnen und lernen, sie erhalten auch Medikamente, die allein durch Spenden finanziert werden.

Jeden Tag fuhren wir von Kathmandu nach Kirtipur, um die Kinder in Mathe, Englisch und sogar etwas Deutsch zu unterrichten und anschließend draußen mit ihnen zu spielen. Die Kinder zwischen vier und elf Jahren freuten sich jeden Tag aufs Neue, wenn wir morgens in die Klasse kamen, so wie wir uns freuten.

Die »Arbeit« mit den Kindern war für uns, wie für sie ein Geschenk. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, ihre Spiele zu lernen und mit ihnen zu lachen. Auch wenn sie zu Beginn noch sehr höflich und diszipliniert waren, gewöhnten sie sich bald an uns, wurden zusehends lockerer und nannten uns »sister« und nicht mehr »miss«.

Vier Wochen sind eine viel zu kurze Zeit, um Nepal auch nur annähernd kennenzulernen, doch die Erfahrungen, die wir dort mit den Kindern und unseren nepalesischen Freunden sammeln konnten, sind unbezahlbar.

Was uns am meisten erstaunte und verwunderte, waren die Menschen. In Nepal lebt ein Großteil der Bevölkerung in Armut. Doch trotz der offensichtlichen Armut waren die meisten Menschen, die wir trafen, lebensfroh, freundlich und aufgeschlossen.

Vor allem gibt es dort viele arme Kinder, viele HIV-infiziert, die ihren Lebensunterhalt mit Stehlen oder Betteln bestreiten müssen. Sie werden oft von ihren Eltern ausgesetzt, da diese selbst kaum genug zum Leben haben. HIV-kranke Kinder werden von der Gesellschaft ausgestoßen und müssen sich alleine durchschlagen. Wenn sie Glück haben, werden sie von der Straße geholt und dürfen in einem Waisenhaus leben. Wir bekamen einiges von der nepalesischen Kultur und der Mentalität der Nepalesen mit, die so anders ist als unsere. Das Handeln um den Preis an allen Straßenläden und Ständen war für uns etwas gewöhnungsbedürftig. Touristen werden übers Ohr gehauen, aber wir gewöhnten uns schnell daran und erzielten manchmal sogar bessere Preise als unsere nepalesischen Freunde.

Verschiedene Verhaltensregeln mussten wir von Beginn an beachten. Zum Beispiel sitzt man in Nepal meist im Schneidersitz, da die Fußinnenseiten nicht auf andere Personen deuten dürfen, denn dies gilt dort als Beleidigung. Nepalesen essen mit den Händen und zwar nur mit der Rechten, denn die Linke ist unrein. Das selbst auszuprobieren, war für uns nicht leicht, trug aber sehr zur allgemeinen Erheiterung bei!

So lernten wir einige nepalesische Umgangsformen und bekamen sogar etwas Nepali, die Landessprache beigebracht. Die Finanzierung unserer Reise konnten wir durch einen von uns ersparten Anteil und durch die Unterstützung der Eltern und Verwandten bestreiten.

Wir können jedem, der sein Sozialpraktikum noch vor sich hat und gerne ins Ausland reisen will, nur empfehlen, eine solche Reise zu unternehmen.

Zur Autorin: Elina Zumholte besucht die 11. Klasse der integrativen Waldorfschule in Emmendingen.

www.vfcnepal.org