Für eine menschenwürdige Pädagogik

Nana Göbel

Die Waldorfschulbewegung ist von Anfang an international gewesen: 1923 wurde die Waldorfschule in Den Haag gegründet, 1925 eine Schule in London, 1926 weitere in Basel, Budapest und Oslo, 1928 in New York. Doch von Anfang an herrschte Geldmangel.

Die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. wurden am 10. Oktober 1971 gegründet, um dieser pädagogischen Bewegung zu dienen. Aufbruchstimmung und Neubesinnung auf die gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben der Waldorfschulbewegung prägten die Gründung der »Freunde der Waldorfpädagogik« durch Ernst Weißert und Manfred Leist. Die Gründer handelten aus der damaligen Aufbruchstimmung heraus. Die Waldorfschulbewegung sollte sich wieder auf ihre gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben besinnen. Doch die »Freunde« blieben nur ein Keim, da die vielen Aufgaben der beiden Waldorfpioniere im Bund der freien Waldorfschulen keine Zeit für den Aufbau dieses neuen Vereins ließen, der als Instrument gegenseitiger wirtschaftlicher Unterstützung gedacht war. 1976 kamen ehemalige Schüler aus Deutschland, Holland und England zu Weißert mit der Idee, etwas für einen »Weltschulverein« zu tun. Daraufhin wurde der »Internationale Hilfsfonds« gegründet, in den bis heute viele Menschen spenden und aus dem Schulen und Kindergärten gefördert werden.

Botschafter des freien Erziehungswesens

Die Grundidee war, ein Schulwesen zu schaffen, in dem die am Bildungsprozess Beteiligten selbst ohne staatliche Eingriffe die Erziehung und den Unterricht gestalten können. Diese Vision sollte nicht auf das westliche Europa beschränkt bleiben. Darüber hinaus ging es darum, die Waldorfpädagogik auch in Ländern zu unterstützen, in denen Waldorfschulen nicht vom Staat gefördert werden, und den Schulbesuch für Kinder zu ermöglichen, deren Eltern nicht über das nötige Geld verfügen.

Waldorf weltweit vernetzen und fördern

Von 1976 bis 2010 förderten die Freunde der Erziehungskunst 684 waldorfpädagogische Einrichtungen mit nahezu 67 Millionen Euro – Geld, das sie von privaten Spendern, von Stiftungen und der öffentlichen Hand (vor allem durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) eingeworben und erhalten haben. Die »Freunde« sind bis heute keine Stiftung, häufen also kein Geld an, sondern leiten Spenden weiter und betätigen sich in diesem Sinne als »Schenkungsbank«. In all den Jahren waren sie immer darauf bedacht, nicht nur Schulen und Kindergärten, sondern auch heilpädagogische Institute, Initiativen der Sozialarbeit und die entsprechenden Ausbildungen zu unterstützen. Von Jahr zu Jahr weitete sich die Unterstützung aus, über Westeuropa und die USA nach Südamerika und das südliche Afrika und schließlich nach Osteuropa und Asien.

Gleichzeitig mit der wirtschaftlichen Unterstützung haben die »Freunde« ein weltweites Netzwerk aufgebaut und in vielen Fällen Schulen bei Entwicklungsfragen begleitet, bei politischen Herausforderungen unterstützt und die Zusammenarbeit der Schulen gefördert.

Von Anfang an wurde zwischen den für den eigenen Betrieb notwendigen Finanzen und den Spenden, die für die weltweite pädagogische Bewegung eingehen, unterschieden. Spenden werden ohne Abzug und zu 100 Prozent weitergeleitet. Immer wenn es eine dringende Aufgabe gibt, suchen wir nach Menschen und Einrichtungen, die mithelfen und spenden wollen.

Solange es auf dieser Welt notwendig ist, werden die »Freunde« auch weiterhin daran arbeiten, dass Kinder eine Chance haben, unter menschenwürdigen Bedingungen aufzuwachsen.

Die »Freunde« sind bis heute keine Stiftung, sondern leiten Spenden weiter und betätigen sich in diesem Sinne als »Schenkungsbank«.