Hintergrund der Arbeit ist die Tatsache, dass die kulturelle Vielfalt in der Gesellschaft zunimmt, vor allem durch Migration und die Differenzierung der Lebenswelten. In den USA werden mittlerweile ausdrücklich religiöse und spirituelle Kompetenzen für Psychiater und Psychotherapeuten beschrieben und gefordert. Auch hierzulande erwarten Patienten mit psychischen Erkrankungen von ihrem Psychiater und Psychotherapeuten eine ganzheitliche Wahrnehmung ihrer Lebenssituation einschließlich spiritueller und religiöser Dimensionen. Ohne Verständnis für die kulturellen und religiösen Besonderheiten besteht die Gefahr, dass religions-spezifische Tabus und Grenzen unwissentlich in der Therapie verletzt werden. In der Akutpsychiatrie ist die Einbeziehung von Religiosität und Spiritualität ebenfalls erforderlich, z. B. bei Suizidalität oder Traumafolgestörungen.
Vor diesem Hintergrund soll das Positionspapier der DGPPN dazu beitragen, eine Diskussion über das Thema innerhalb des deutschen Versorgungssystems zu fördern. Die in früheren Jahren vorherrschende Religionskritik und Pathologisierung von Religiosität und Spiritualität ist heute nicht mehr angemessen. Die kritische Haltung sollte aber nicht undifferenziert durch eine Idealisierung dieses Feldes ersetzt werden. Psychiatrie und Psychotherapie können einen wichtigen fachlichen Beitrag für die Formulierung von Kriterien für einen heilsamen Umgang mit Religiosität und Spiritualität leisten.
Weitere Infos zum Positionspapier »Empfehlungen zum Umgang mit Religiosität und Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie« finden Sie online bei der DGPPN.