Der Titel des Buches machte mich neugierig, erst recht die Bemerkung auf der Rückseite, dass alle Menschen mit tieferem Interesse an der Sprache – unabhängig von Kenntnissen der Anthroposophie – angesprochen seien. Das Buch will als »Arbeitsbericht« zur anthroposophischen Sprachgestaltung verstanden werden und ist entsprechend umfangreich.
Was man auf jeden Fall am Anfang lesen sollte, ist das Kapitel über die Handhabung des Buches, das viele Fragen bereits im Vorfeld klärt. Den größten Raum nimmt das Kapitel »Warum Sprachgestaltung?« ein. Es beschreibt (neben der anthroposophischen und künstlerischen Sprachgestaltung ) die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten im therapeutischen Bereich vor allem bei Stottern, Legasthenie und AD(H)S. Beeindruckend ist ein knapp 50seitiger Anhang. Sich dort einzuarbeiten bedeutet einen zusätzlichen, aber lohnenden Zeitaufwand. Außerdem gibt es ein umfangreiches Literatur-, Personen- und Tabellenverzeichnis sowie eine alphabetische Auflistung sämtlicher im Buch verwendeten Gedichte. Da es sich um eine Sammlung von Aufsätzen zu verschiedenen Themen und einen Vortrag handelt, gibt es gelegentliche Wiederholungen. Die Sortierung der Aspekte ist nicht immer auf Anhieb nachvollziehbar, auch wenn die Autorin versucht hat, das ausufernde Thema zu gliedern und einzugrenzen. Das Buch als Praxishilfe in der Therapie zu benutzen, ist wegen seines Umfangs kaum möglich, obwohl es einige Praxis-Beispiele gibt. Es beleuchtet jedoch ausführlich die weltanschaulichen Hintergründe, die jemanden, der nicht mit der Anthroposophie vertraut ist, überfordern können. Das Buch eignet sich eher als Nachschlagewerk als dazu, es am Stück zu lesen.
Monika W. Herrmann: Sprache gestaltet die Welt. Ein Arbeitsbericht zur anthroposophischen Sprachgestaltung, kart., 341 S., EUR 34, 90, Verlag M.W. Herrmann, Tuchenbach 2011