Sterne am Himmel

Henning Kullak-Ublick

Diese jungen Leute haben schon 2017 – also am Lebensalter gemessen lange bevor Greta dafür gesorgt hat, dass die »Stimme der Jugend« plötzlich interessant wurde – ein sehr interessantes Manifest geschrieben, von dem ich hier einige Sätze aus der Präambel zitieren möchte: »Dass Bildung gänzlich neu gedacht werden muss, ist eindeutig. Darum wollen wir uns auf den Weg machen. Wir Jugendlichen haben Ideen davon, was sich ändern müsste, wo man damit hingelangen könnte und wir haben Visionen, wie Bildung aussehen müsste, um den Kindern und der Gesellschaft, ja der Menschheit gerecht zu werden. Wir betrachten diese Visionen wie Sterne am Himmel, in scheinbar unerreichbarer Ferne, aber doch sichtbar und wir wollen uns auf den Weg zu diesen Sternen machen. In langen und zahlreichen Gesprächen haben wir festgestellt, dass wir nicht alle auf denselben Stern schauen, sie am Himmel aber doch recht nah beieinanderstehen. Während wir also unseren Weg einschlagen, laufen wir sehr weit gemeinsam auf unsere Visionen zu, bis wir ihnen dann so nahekommen, dass sie uns in verschiedene Richtungen weisen. ... Bevor es aber so weit kommt, gibt es wichtige Schritte, die uns alle in die richtige Richtung lenken. Wir möchten im Folgenden eine Karte zeichnen, damit jeder diesen Weg finden kann. Wir sprechen natürlich über die Sterne, auf die wir zulaufen, an denen wir uns orientieren, aber auch über den Weg, den es einzuschlagen gilt. Wir benennen einige Meilensteine, die wir in naher Zukunft erreichen können. Wir wünschen dem Leser dieses Manifestes jugendlicher Visionen einen sicheren Tritt und einen klaren Sternenhimmel.«

Schön, nicht wahr? Und welches sind ein paar der Meilensteine, die wir in naher Zukunft erreichen können? Zum Beispiel diese: Freigabe der Hochschulzulassung; gleichberechtigte Finanzierung freier Schulen; Reform der Lehrerausbildung und -auswahl; Neuverständnis von Lernerfolgen; Fehlerkultur; Abschaffung der Prüfungspflicht; Aufwertung des Lehrerberufs; Demokratie bilden.

Und dann folgen noch ganz viele Sterne, jeder eine Schönheit für sich – und auch für uns. Die Waldorfschulen haben sich vorgenommen, dieses Jubiläumsjahr zu einem Aufbruchsjahr werden zu lassen, in welchem wir unsere Herzen mit all der Erfahrung und all dem Wissen, die das vergangene Jahrhundert der Menschheit beschert hat, in das neue Jahrhundert vorauswerfen, um Antworten auf die wirklich wichtigen pädagogischen Fragen unserer Zeit zu finden. Ich glaube, dass die jungen Menschen, die dieses Manifest verfasst haben, einige dieser Antworten sehr punktgenau getroffen haben. Es sind politische Antworten auf grundlegende philosophische Fragen.

Wenn Sie die jungen Leute kennenlernen wollen, kommen Sie am 19. September zum Waldorf 100-Festival im Tempodrom in den Pavillon der Jugend. Und wenn Sie mehr lesen wollen, geht’s hier weiter: demokratische-stimme-der-jugend.de