Stefan Leber wurde am 28. März 1937 in Stuttgart geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er zu Felix Goll in die dritte Klasse der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe in Stuttgart – und »es begann eine schöne Zeit«, wie er sagte. Er war Schüler vieler bekannter Lehrerpersönlichkeiten der zweiten Generation und knüpfte lebenslange Freundschaften zu Mitschülern.
Mit sechzehn Jahren verließ Leber die Schule und machte eine Lehre als Klischeeätzer. Die Familie lebte in Marbach, wo sein Vater als Hausmeister am Schillermuseum arbeitete. Die Prägungen durch die einfachen Lebensverhältnisse und das proletarische Umfeld einerseits und die Begegnungen mit Anthroposophen, Wirtschaftsleuten, Priestern der Christengemeinschaft andererseits, mit denen er Gespräche über neue Welt-, Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen führte, blieben ihm ein Leben lang erhalten. Nach der Lehre (1957) folgte ein Studium der Politologie, Soziologie und Philosophie in Berlin, wo er mit vielen Persönlichkeiten, die später die Waldorfschulbewegung prägten, wie Manfred von Mackensen oder Christoph Gögelein, zusammentraf. In einer anthroposophischen Studentengruppe lernte er seine Frau Sigrid kennen, mit der er bald nicht nur die Leidenschaft für Opern teilte. In der Staatsoper begegnete er seinem verehrten Lehrer Ernst Weißert – nicht ahnend, dass er Jahre später in seine Fußstapfen treten sollte.
Nach dem Studium besuchte Stefan Leber das Dornacher Lehrerseminar und arbeitete danach von 1962 bis 1973 an der Pforzheimer Waldorfschule. Noch während der Pforzheimer Zeit wurde Leber verstärkt in Stuttgart tätig. 1971 wurde er Mitglied im Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen. 1973 zog die Familie nach Stuttgart und Leber wurde Dozent am Lehrerseminar, wo er mit Ernst-Michael Kranich, Olaf Oltmann und Wolfgang Schad zusammenarbeitete.
In den 1970er Jahren errang Leber zusammen mit Günter Altehage und Manfred Leist bildungspolitische Durchbrüche auf Landesebene. Die »Lex Waldorf« hat bis heute Bestand und regelt die Gleichstellung der Waldorfschulen als sogenannte Ersatzschulen eigener pädagogischer Prägung.
Leber publizierte weit über zwanzig Titel zu allen gesellschaftlich relevanten Themen – zur Pädagogik und Menschenkunde, zur Sozialgestalt der Waldorfschule, zur Staats- und Wirtschaftsordnung, zu Reinkarnation und Karma, bis hin zu einem kommentierten Werk über das »Vater Unser« von Cieszkowski oder über die Atomtechnik.
Stefan Leber prägte die Waldorfschulbewegung wie kaum ein Zweiter. Seine Kurse im Seminar waren unverwechselbar, seine Vorträge und Beiträge auf den vielen Tagungen des Waldorfbundes humorvoll, anekdotisch, weltoffen.