In dieser Zeit nimmt auch in der Dordogne im Südwesten Frankreichs für viele Menschen das Leben durch den zweiten Weltkrieg eine gefährliche und traurige Wendung. Die Grenze zwischen dem besetzten Frankreich und der freien Zone wird durch einen Fluss in der Region markiert. Der Arzt des Paares bittet Virgile, mit seinem Boot Flüchtlinge hinüber zu fahren, die dann über die Verbindungen der Résistance weitergeleitet werden. Menschen in Not zu helfen, ist für ihn und seine Frau das Natürlichste der Welt, und zu Beginn scheint es sich auch nicht um eine sehr riskante Aktion zu handeln.
Als jedoch ein jüdisches zehnjähriges Mädchen von seiner Mutter zu Victoria und Virgile gebracht wird, sind beide unmittelbar betroffen. Sie sind kinderlos, aber haben sich immer Kinder gewünscht. Später werden sie noch einen gleichaltrigen Jungen aufnehmen. Die tragischen Lebensumstände haben bei Sarah und Èlie Spuren hinterlassen, die Viktoria und Virgile auf ihre schlichte Art mit unerschütterlicher Geduld, Vertrauen und Humor liebevoll zu glätten versuchen. Aber die gesamte Situation wird schwieriger. Wem kann man noch trauen?
Von Christian Signol sind bereits mehrere Bücher im Verlag Urachhaus erschienen. Seine Sprache ist schlicht und eindringlich und entspricht dem Wesen seiner Protagonisten. Selber 1947 in der Dordogne geboren, wollte er mit diesem Buch ein Denkmal setzen für seine Großeltern und alle anderen Stillen und Mutigen, die trotz drohender Gefahr selbstlos und selbstverständlich den Bedürftigen geholfen haben. Das ist ihm sehr eindrucksvoll gelungen.
Christian Signol: Die Kinder der Gerechten, geb., 219 S., EUR 20,–, Urachhaus, Stuttgart 2017