Ernährung

Superfood – super gut?

Benjamin Perry

Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich mit regionalen und frischen Lebensmitteln und Kindern und Jugendlichen gearbeitet habe, eine ganz eigene Definition von Superfoods erworben. Genau darum soll es hier gehen.

Gebe ich heute »Superfood« bei Google ein, bekomme ich über 50 Millionen Treffer. Der Begriff »regionale Superfoods« erhält etwa eine halbe Million. Diese Zahlen stehen symbolisch für den Ist-Zustand. Und daran würde ich gerne etwas ändern.

Die allermeisten Menschen, die sich exotische Superfoods kaufen, tun dies aus dem Wunsch heraus, sich gesund zu ernähren. Ein gutes Motiv. Es geht hierbei um gesunde Inhaltsstoffe wie: Antioxidantien, Bitterstoffe, Pflanzenfarbstoffe, Vitamine, Mineralien, Duft- und Aroma- sowie die pflanzlichen Abwehrstoffe. Doch gibt es einige Kritikpunkte, die mich doch überzeugt haben, meine Definition zu überdenken. »Exotische Superfoods« sind oftmals weit gereist und haben eine schlechte CO2-Bilanz. Sie können mit Pilzen, Umweltgiften und Schwermetallen belastet sein. Die Studienlage zum Gesundheitsnutzen ist häufig mangel- und zweifelhaft. Hierzulande werden mitunter Nahrungsmittel als Superfood betrachtet, sind aber in ihren Ursprungsländern Grundnahrungsmittel, die aufgrund der Nachfrage und der Preise für die heimische Bevölkerung nicht mehr verfügbar sind. Als Folge müssen dann neue Grundnahrungsmittel importiert werden. Das stärkste Motiv für mein Umdenken war jedoch, dass mir klar wurde, wie viele regionale Nahrungsmittel einen ähnlich hohen Anteil an wirksamen Inhaltsstoffen aufweisen, wie die »exotischen Superfoods«. Blaubeeren z.B. haben einen höheren Wert an Antioxidantien als die Açai-Beere. Chia-Samen lassen sich mit Leinsamen ersetzen und der Anteil an sekundären Pflanzenstoffen und Chlorophyll in Brokkoli, Spinat und Grünkohl ist sehr hoch. Auch Apfelessig, Knoblauch, Hanföl und Dinkel könnte man ohne Weiteres als regionales Superfood bezeichnen.

Ich habe mir damals für meine Schulküche einen »Regionalen Baukasten« an Lebensmitteln zugelegt, die durch ihre Inhaltsstoffe einen besonderen Stellenwert in der Küche verdienen, um diese dann immer mal wieder, wie einen Farbklecks, einzusetzen. Ganz wichtig ist hierbei noch die Technik. Es hilft natürlich auch der Brokkoli nicht, wenn er gekocht und lange warmgehalten wird. Da machen die guten Inhaltsstoffe nicht mit, oftmals nicht mal der Geschmack. Es gilt also, behutsam mit der Temperatur umzugehen, um die wertvollen Inhaltsstoffe zu bewahren. Eine gute Methode ist, das Gemüse dünn zu hobeln und dann mit etwas Salz und Zucker weich zu kneten, ähnlich dem Sauerkraut.

Brokkoli und Blumenkohl kann wunderbar scharf und mit viel Röstaromen angebraten, dann aber innen knackig belassen werden, eine tolle Kombination. Gewürze und Kräuter, Süße und Säure sind hier nützliche Hilfsmittel, um gesunden, regionalen Lebensmitteln den Weg in die Schulrestaurants zu ebnen. Denn wenn das Essen schmeckt, wird es auch gerne gegessen.

Rezept: Viel Freude beim Nachkochen!