Thema Organtransplantation – ein Muss für die Oberstufe

Christel Traut

Minderjährigen eine Entscheidung aufzunötigen, deren Tragweite selbst vielen Erwachsenen nicht klar ist und deren Konsequenzen sie nicht im entferntesten abschätzen können, ist unmoralisch. Die öffentliche Darstellung zur Organtransplantation ist derart einseitig, dass man verstärkt auf die verschwiegenen Seiten aufmerksam machen muss. Eltern und Lehrer müssen mit den jungen Leuten über die tiefgreifenden Fragen sprechen, die man bei dem Themenkomplex Organtransplantation zwangsläufig berührt. Warum werden ausgerechnet junge Menschen angesprochen, einen Organspendenpass auszufüllen? Eine zynische Antwort wäre, dass junge, gesunde Organe besonders begehrt sind und junge Leute eher dazu neigen, leichtsinnig mit ihrem Leben umzugehen. Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Unfall zu einem potenziellen Organspender zu werden, ist größer. Junge Leute sind meist unbedarfter und glauben deshalb eher, eine Organspende sei eine soziale Tat. 

Der schmale Grat zwischen Leben und Tod

Die Entnahme von Organen aus einem noch lebenden Menschen stellt juristisch eine strafbare Tötung dar. Um trotzdem an noch vital-konservierbare Organe heranzukommen, ohne sich strafbar zu machen, ist 1968 der »Hirntod« als »Tod« des Menschen definiert worden. Der »Hirntod« ist eine Erfindung der Intensivmedizin, um Sterbenden ungestraft Organe entnehmen zu können, denn aus »richtig Toten« kann man keine Organe für Lebende entnehmen. Die »Hirntoten« sind Menschen, deren Gehirn durch eine Krankheit oder einen Unfall zum großen Teil nicht mehr funktioniert. Sie müssen aber ernährt, gepflegt und überwacht werden. Sie sind warm und ihr Stoffwechsel funktioniert. Außerdem können sie Reaktionen auf äußere Reize zeigen. In seltenen Fällen kommen Menschen sogar wieder zurück ins Leben. »Der Hirntod ist naturwissenschaftlich eindeutig nicht mit dem Tod des Menschen gleichzusetzen« (President’s Council on Bioethics, USA 2008).

Stellen Sie sich vor, Sie müssten für Ihr im jugendlichen Alter verunglücktes Kind entscheiden, ob es zur Organspende freigegeben werden soll oder nicht. Wenn ja, sehen die letzten Stunden ihres Schutzbefohlenen ungefähr so aus: Es werden ihm bei noch schlagendem Herzen und fortgeführter Beatmung die Organe aus lebendigem Leibe herausoperiert, während er auf dem Operationstisch langsam verblutet. Das Blut wird gegen Kühlflüssigkeit ausgetauscht. Der Leichnam wird ausgestopft und notdürftig wieder zugenäht. Interessanterweise empfiehlt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) die Gabe von Fentanyl, ein Schmerzmittel, das hundertmal stärker ist als ein Morphin. Das heißt, dass sich niemand wirklich sicher ist, ob der »Hirntote« bei der Entnahme seiner Organe nicht doch noch Schmerzen leidet. Der »Hirntote« zeigt bei der Entnahme durchaus Reaktionen. Bei Hautschnitten und der Öffnung des Bauchfells reagiert er mit ansteigender Herzfrequenz und einem höheren Blutdruck, außerdem ist mit Hautrötungen, Schweißsekretion und mit Bewegungen zu rechnen. Manche »Hirntote« bäumen sich bei der Organentnahme auf.

Renate Greinert, die ihren 15-jährigen Sohn zur Organspende freigab, schildert in ihrem Buch »Konfliktfall Organspende, unversehrt sterben!« ihre inzwischen gewonnene Gewissheit, dass ihr Sohn nicht tot war, sondern erst im Sterben lag. Die Frau ahnt, dass die Menschen mit ihrer Angst vor dem Sterben manipuliert werden, »dass wir uns alle nur in der Rolle der Organempfänger sehen, aber nicht der Lieferanten.«

Persönlichkeitsänderungen nach Herztransplantationen

Es ist bekannt, dass Organempfänger plötzlich Eigenarten oder Vorlieben des Organspenders in sich spüren oder sich nicht mehr als die eine Person empfinden, die sie vorher waren, sondern als zwei. Der amerikanische Kardiologe Paul Pearsall beschäftigte sich intensiv mit Persönlichkeitsänderungen nach Herztransplantationen. Er interviewte mehr als hundert Herzempfänger, die glaubten, mit dem verstorbenen Organspender verbunden zu sein. Der neunjährige Jimmy zum Beispiel entwickelte eine irrationale Wasserscheu, nachdem man ihm das Herz eines dreijährigen Mädchens eingepflanzt hatte, das in einem privaten Schwimmbad ertrunken war. »Manchmal rede ich mit ihr. Ich kann sie da drin fühlen«, erklärte er den Forschern. »Sie scheint sehr traurig zu sein. Ich versuche sie zu trösten, aber sie hat große Angst. Sie sagt, sie wünschte sich, dass Eltern ihre Kinder nicht einfach so wegwerfen würden.« Die meisten haben ein ausgesprochen materialistisches Welt- und Menschenbild und gehen davon aus, dass mit dem Tod das Leben des Menschen endgültig zu Ende ist. Sie betrachten das Gehirn als eine unersetz­liche Bedingung für das menschliche Leben. Folgerichtig wird der »Hirntote« wie eine kaputte Maschine behandelt, die man als Ersatzteil- und Rohstofflager ausschlachten darf.

Goldgrube Organspende

In Anbetracht der starken Werbekampagne für die Organtransplantation ist die Frage nach den wirtschaftlichen Interessengruppen, die dahinter stehen, nicht unwichtig. Abgesehen von den Transplantationsmedizinern und der DSO-Führung, der auch Vetternwirtschaft vorgeworfen wurde (Deutsches Ärzteblatt, Jg. 109, Heft 49, Seiten 2454-2456 vom 7.12.2012), ist einer der Hauptprofiteure die Pharmaindustrie. Das Immunsystem des Menschen erkennt fremdes Gewebe und stößt es ab. Damit dies nicht geschieht, müssen Organempfänger ein Leben lang und täglich viele Tabletten schucken. Diese enorm teuren Immunsuppressiva werden bei Transplantatempfängern von der Kasse ohne Einschränkungen bezahlt. Der Empfänger einer Spenderleber benötigt im Jahr Medikamente im Wert von 150.000 Euro. Wer genauer wissen möchte, wie die Pharmaindustrie in Politik und Wirtschaft ihre Interessen verfolgt und Lobbyarbeit betreibt, dem kann das Buch »Nebenwirkung Tod, Korruption in der Pharmaindustrie« von John Virapen empfohlen werden.

Es ist ratsam, sich zum Thema »Organspende« eine eindeutige Position zu erarbeiten und diese auch zu dokumentieren, da durch das neue Gesetz auch der Druck auf die Krankenhäuser in Deutschland, die »Hirntoten« sofort an die DSO zu melden, enorm gestiegen ist. Für Intensivmediziner wird es damit immer schwieriger, ihre tief komatösen Patienten, die sie als durchaus lebend erleben, zu »beschützen«.

In Deutschland gilt die »Zustimmungsregelung«, das heißt, dass der »Hirntote« zu Lebzeiten einer Organentnahme zugestimmt haben muss oder die Hinterbliebenen über eine Entnahme entscheiden. Das Schreiben der Krankenkasse, ob man sich als potenzieller Organspender bereit erklärt, kann übrigens ignoriert werden, da unser Grundgesetz einen Zwang zur Entscheidung nicht zulässt.

Links: www.Initiative-KAO.de | www.gesundheit-aktiv.de