Vielen Dank für diesen Beitrag. Wie an Waldorfschulen mit dem Thema Sicherheit umgegangen wird, ist sehr stark von einer bestimmten Denkweise geprägt. Wunderbar zusammengefasst ist sie im Artikel »Totsicher« von Henning Kullak-Ublick, Oktober 2012. In diesem Artikel findet man zwei Grundgedanken:
1. »Sicherheit ist eine Frage der seelischen Spannweite« und
2. »Freiheit im Geistesleben … droht zu kippen, wenn … bürokratische Vorgaben und dergleichen mehr für das soziale Miteinander wichtiger werden als die freie Initiative.«
Hinter diesen beiden Aussagen lassen sich vortrefflich alle Schlampigkeiten in Sicherheitsfragen verstecken.
Ein Schulbetrieb braucht für die Gewährleistung von Sicherheit, Arbeitsschutz und Gesundheit klare Zuständigkeiten, Verantwortungsbereiche und Weisungsbefugnisse. Das ist nicht bürokratisch, sondern ziemlich pragmatisch und entspricht der Frage »Wer hütet des nachts das Feuer, wenn alle anderen schlafen?«
Diesen Pragmatismus wünsche ich mir als Mutter für eine Waldorfschule. Aber was ist die Realität?
Waldorfschule orientiert sich am Menschen, aber – um beim Beispiel der nächtlichen Feuerwache zu bleiben – merkwürdigerweise nicht am Menschen, der geschützt werden soll, sondern am Wächter. Klar ist der Wächter morgens müde und vielleicht untauglich zur Arbeit, aber daraus abzuleiten, die Feuerwache ersatzlos zu streichen, ist und bleibt Unfug. Wer sich selbst beruhigt: »Es wird schon nichts passieren«, hat die Grenze zur Fahrlässigkeit längst überschritten.
Heute entscheiden die Menschen an der Waldorfschule selbst, ob sie eine Weiterbildung in Sachen Sicherheit brauchen. Passt es mir gerade? Habe ich Zeit und Kraft und persönliches Interesse dafür? Das sind die Eckpfeiler der Entscheidung und auch der Artikel von Thomas Verbeck bläst höflich in dieses Horn.
Mir als Mutter macht dieser Unfug in der Sicherheitsorganisation von Waldorfschulen schlicht und ergreifend Angst.
Heike Conrad, Schülermutter an einer Berliner Waldorfschule.