In Kooperation mit der UW/H bietet der Waschsalon zudem kostenlose medizinische und zahnmedizinische Behandlungen für die Besucher der Einrichtung. Seit 1999 gibt es dort die medizinische Ambulanz, seit 2003 sind die Studierenden der Uni ins Projekt eingebunden. Sie unterstützen dort die ehrenamtlichen, voll ausgebildeten Kollegen als Ärzte und Zahnärzte. Einmal in der Woche gibt es zudem ein mobiles medizinisches Angebot an zwei weiteren Standorten in Hagen.
Im Jahr 2013 entstand an der UW/H zudem die ebenfalls mit dem Waschsalon kooperierende Initiative »Zusammenwachsen«. In diesem Rahmen pflanzten Psychologie-Studierende gemeinsam mit den Besuchern im Hinterhof des Waschsalons einen kleinen Gemüsegarten an. An den Ernteerfolgen dürfen sich die Gäste zur passenden Jahreszeit selbst bedienen. Zudem bietet die gemeinsame Pflege des Gartens die Möglichkeit zum Gespräch, bei dem es jedoch weniger um Therapie als ums Zuhören und das Gefühls des »Gehört-Werdens« geht.
Ziel der mit Luthers Waschsalon kooperierenden studentischen Initiativen ist es, das Leben der Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, lebenswerter zu machen.
Die Behandlung durch die Studierenden unter Aufsicht von voll ausgebildeten Ärzten und Zahnärzten in Luthers Waschsalon erfolgt fürsorglich und auf Augenhöhe. »Allerdings profitieren nicht nur die Patienten, sondern auch wir Studierenden von der Arbeit in Luthers Waschsalon«, sagt Sören Schulz, der das Projekt für die Medizinstudierenden organisiert. »Wer sich beteiligt, lernt, für andere und für die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und sammelt Erfahrungen mit Menschen, die ihm in seinem persönlichen Umfeld vermutlich nicht begegnet wären.« Besonders wichtig ist für ihn auch die Kooperation mit den Sozialarbeitern vor Ort. »Die Schnittstelle zwischen Medizin und Sozialarbeit führt oftmals zu großen Reibungsverlusten. Ist der Patient wohnungslos oder nicht krankenversichert, kommen diese Probleme bei der Behandlung im Waschsalon hingegen direkt zur Sprache. Dann können wir direkt einen Sozialarbeiter zu Rate ziehen. Nach der medizinischen Behandlung kann so nur eine Tür weiter die ›Behandlung‹ der sozialen Notlage durch den Sozialarbeiter erfolgen. Die ist nämlich oftmals die eigentliche Ursache des gesundheitlichen Problems.«
Im Waschsalon können sich übrigens auch Nicht-Studierende oder Studierende anderer Fakultäten einbringen. Derzeit sind dort bis zu 25 Freiwillige in unterschiedlichen Arbeitsbereichen tätig. Sie gestalten ein gezieltes Freizeitangebot, Gespräche, gemeinsame Unternehmungen, sie kochen oder bieten ein Sportprogramm für die Gäste des Waschsalons an. Die Finanzierung der Einrichtung basiert zu großen Teilen auf dem »Konzept zur Medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen in NRW«. Die Kosten werden gemeinsam von den Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung und den teilnehmenden Städten finanziert. In der Zahnmedizin werden die meisten Materialien durch Spenden unter anderem des zahntechnischen Labors Löring & Orlet bereitgestellt.
Weitere Informationen:
www.wissenschaft.nrw.de/forschung/fortschritt-nrw/fortschritt-sichtbar-machen
www.uni-wh.de/universitaet/studentische-initiativen/luthers-waschsalon
www.uni-wh.de/universitaet/studentische-initiativen/zusammenwachsen
www.diakonie-mark-ruhr.de/soziale-dienste/luthers-waschsalon/ueber-uns
Zum Wettbewerb:
»Orte des Fortschritts« sind Vorbilder in NRW, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigen und alltagstaugliche Lösungsbeiträge zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit liefern. Seit 2011 hat die NRW-Landesregierung 38 »Orte des Fortschritts« ausgezeichnet. Hier finden Sie eine Übersicht: www.wissenschaft.nrw.de/forschung/fortschritt-nrw/fortschritt-sichtbar-machen/orte-des-fortschritts