Unser Herz, die Sonne

Anton Kimpfler

Jetzt weiß das schon das kleine Kind: Nicht um die Erde kreist alles, sondern um die Sonne. Leider ist beides eine Uhrwerkvorstellung vom Kosmos. Denn dort existiert nirgends ein fixer Punkt, um den sich alles bewegt. Es gibt kein Zentrum, sondern alles kreist umeinander, so wie in jeder echten Gemeinschaft.

Solche Beweggründe haben Albrecht Hemming in Freiburg im Breisgau impulsiert. Erst war er Ingenieur, dann Sozialberater. Ihm war klar, dass die neue Tätigkeit ihre kosmischen Entsprechungen hat. Mit seinen technischen Kenntnissen konstruierte er erst ein Planetarium nach Tycho de Brahe. Hierbei zeigten sich an der Freiburger Wohnzimmerdecke jene Planetenschleifen, die auch von der Erde aus zu sehen sind. Aber es blieb ein ungenügender Kompromiss: Die sonstigen Planeten kreisten mit dem Mond um die Erde und das alles insgesamt um die Sonne. Mit dem Umzug nach Staufen, südlich von Freiburg, ging auch die Arbeit am Planetarium weiter. Was hier anhand von fluoreszierenden Kugeln, die unter einem durchsichtigen Plexiglastisch kreisten, sichtbar wurde, konnte zu den tiefsten Erlebnissen führen: Die Bewegung von Erde und Sonne umeinander gleicht der eines pulsierenden Herzens.

Die Mitte des Planetensystems macht genauso Eurythmie wie unser Herz, das als inneres Sonnenorgan nur deswegen 24 Stunden am Tag tätig sein kann, weil es – mit kleinen Pausen beim Ausweiten und Zusammenziehen – tanzt. Und die »untersonnigen« Planeten (Venus, Merkur, Mond) kreisen zwischen Erde und Sonne, die »obersonnigen« (Mars, Jupiter, Saturn) zwischen Sonne und Fixsternwelt.

So ist auch da ein Verhältnis zwischen einem »unteren« und einem »oberen« Menschen. Dazwischen vermittelt das Herz: im Großen die Sonne, im Kleinen unser eigenes.

Zum Autor: Anton Kimpfler ist Redaktionsleiter der anthroposophischen Zeitschrift WEGE

Zum Editorial: Unser kleiner Astrophysiker