Unterricht im Freien und pädagogische Phantasie statt Schulschließungen

Redaktion

Schwere oder gar tödliche Verläufe seien bei Kindern und Jugendlichen extrem selten (1) und stünden in keinem Verhältnis zu den zunehmenden körperlichen und seelischen Belastungen, die durch den Bewegungsmangel und die fehlenden sozialen Kontakte­­­ entstünden. »Worauf es jetzt ankommt, ist, die Beziehung und Resonanz mit den Kindern und der Kinder untereinander zu stärken. Dafür ist eine angstfreie, Vertrauen und Wärme vermittelnde Grundhaltung die Basis, und dafür brauchen wir nicht noch mehr Isolation, sondern pädagogische Phantasie,« so Kullak-Ublick. »Wir müssen Out of the box denken, damit die Kinder nicht von ihren X-Boxes verschlungen werden.«

Es gehe längst nicht mehr hauptsächlich um verpasste Lerninhalte, sondern darum, dass die Kinder und Jugendlichen überhaupt wieder elementare Entwicklungserfahrungen machen könnten, die sie zu einem selbstständigen Lernen erst befähigten. »Wie können sie alle ihre Sinne nutzen, um sich mit der Welt zu verbinden, wie können sie ihre Muskeln spüren, um sich in ihr zu bewegen und wie können sie sich mit anderen über ihre Erfahrungen austauschen? – Weltinteresse entsteht durch Weltbegegnung, nicht Isolation.«

Die Aerosolforschung habe hinlänglich bewiesen, dass Ansteckungen vor allem in geschlossenen Räumen stattfänden. Der Frühling sei wunderbar geeignet, um den Unterricht nach draußen zu verlegen. Fast alle Unterrichtsfächer ließen sich auch im Freien durchführen. Geografie und Wirtschaftskunde könne man beispielsweise regional erwandern, ältere Schüler:innen könnten ein Feldmessprojekt daraus machen; im Geschichtsunterricht ließe sich die Stadtgeschichte anhand der Architektur, der Straßennamen oder durch die Befragung von Zeitzeugen ergründen; Logarithmen könne man auch an einem Kiefernzapfen oder einer Schnecke bestaunen und analysieren. »Das sind natürlich nur Beispiele, aber spannende und phantasievolle Forschungsabenteuer sind allemal besser als Schulschließungen.«

Die Beachtung der Schutzmaßnahmen und das Impfangebot für ältere Menschen, gefährdete Berufe und pädagogisch Tätige gebe den Kindern und Jugendlichen den Freiraum, die Welt wieder wie Kinder und nicht wie Senioren erfahren zu können. Ihnen das unbelastet zu ermöglichen, sei auch unter Pandemiebedingungen die wichtigste Zukunftsaufgabe der Gegenwart.

Anmerkung:

(1) Vergl. Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) vom 18.04.2021: https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-hospitalisierung-und-sterblichkeit-von-covid-19-bei-kindern-in-deutschland-18-04-2021/