Mir hat der Beitrag von Caroline Reiter erneut vor Augen geführt, wie Frauen, in diesem Falle Mütter, miteinander umgehen, wie festgefahren die Rollen sind. Wann lernen wir, tolerant zu sein?
Denn – Überraschung – auch ich bin mit Leib und Seele Mutter, gehe aber gerne arbeiten. Noch dazu gehöre ich zu den Alleinerziehenden und damit per se zu einer besonders gefährdeten Spezies. Nächste Überraschung – mein Kind hängt nicht allein vor dem Computer, sondern kann sich draußen beschäftigen. Auch wir haben ein durchaus traditionelles Familienleben. Frühstück und Abendbrot werden immer gemeinsam eingenommen, die Hausaufgaben, statt mittags, am frühen Abend in der Küche gemacht. Auch eine arbeitende Mutter ist in der Lage, Hausaufgaben zu begleiten – und kocht dann eben nebenbei. Außerhalb der 15 Stunden, die Frau Reiter beschäftigt ist, gehe ich arbeiten. Der Haushalt macht sich auch nicht allein. Mein Tag endet nicht, wenn mein Kind im Bett ist, und das ist in Ordnung.
Lange genug habe ich mit meinem schlechten Gewissen gekämpft, weil ich nicht zu Hause sein kann. Aber es ist eben nur Wenigen möglich, zu Hause zu bleiben. Außerdem lernen und studieren Frauen, warum sollen diese Fähigkeiten nicht genutzt werden? Auch das ist doch ein Teil von uns. Ist es hilfreich für unsere Kinder, wenn wir diesen Teil von uns unterdrücken?
Wann hören wir damit auf, darüber zu reden, welche Rolle besser ist? Wann hören wir auf, uns gegenseitig vorzurechnen, wer sich nun mehr und besser um sein Kind kümmert?
Den letzten Satz des Beitrages – »Wie leid tut mir ein Kind, das müde oder frustriert nach Hause kommt und keiner da ist, der seine Gefühle auffängt« – finde ich sehr verletzend, denn trotz Beruf ist es sehr wohl möglich, seinem Kind offen, fürsorglich, von ganzem Herzen zugetan zu sein, ihm Werte, Anteilnahme und Hingabe zu geben. Computersüchtige, allein gelassene Kinder gibt es sicherlich auch in Haushalten, in dem ein Elternteil immer zu Hause ist.
Wann beginnen wir Mütter uns gegenseitig zu unterstützen? Zum Beispiel dadurch, dass das Kind einer arbeitenden Mutter von einer nichtarbeitenden Mutter nach der Schule mitgenommen wird, im Gegenzug nimmt die arbeitende Mutter das Kind der nichtarbeitenden Mutter einmal auf einen Wochenend-Ausflug mit.
Wann kommen wir ins Gespräch und nutzen unsere Möglichkeiten?
Ich finde, es ist Zeit für mehr Toleranz, mehr Verständnis, mehr Miteinander, mehr Austausch.