Vom Garten in die Küche

Ben Perry

Spätestens seit meiner Zeit als Küchenleiter einer Berliner Waldorfschule ist mir klargeworden, wie wichtig kulinarische Bildung an Schulen ist und was sie alles in Bewegung setzen kann.

Eine Schulküche wird oft als geschlossener Raum wahrgenommen, fast wie ein fremder Planet. »Grüne Projekte« wie z. B. ein Schulgarten, ein Hochbeet oder eine Kräuterspirale können sehr wirksame Brücken in die Küche sein. Denn eines habe ich schnell gemerkt: Die Kinder lieben die Aktivität im Garten. Da ist so viel zu entdecken! Daraus entwickeln sich immer wieder spannende Fragen, die auch im Unterricht wieder aufgegriffen werden. »Wie kann aus einem kleinen Samen eine so wohlschmeckende Pflanze werden?«, »Was esse ich gerne?«, »Warum sind Insekten wichtig?«, »Was ist ein Natur-Kreislauf?« und nicht zuletzt: die sozialen Aspekte der Arbeit in einer Gruppe. Ich kann jeder Schule, die die Möglichkeit hat, empfehlen, zusätzlich zum Gartebau, solche grünen Projekte umzusetzen.

Impulse für das Gelingen eines Projektes:

  • Es sollte zeitlich begrenzt sein. Wichtig ist eine realistische Zeitspanne, die dem Aufmerksamkeitsbogen der Kinder entspricht. Für kleinere Projekte hat sich ein Tag als guter Zeitraum erwiesen, für größere Projekte auch bis zu einer Woche.
  • Patenschaften: Für ein Schuljahr z. B. eine Kräuterspirale, ein Hochbeet oder einen Kompost in die Verantwortung einer Klasse und ihrer Lehrer geben.
  • Partizipation der Schule durch die Küche. Es kann eine wunderbare Möglichkeit für die ganze Schule sein, ein solches Projekt kennen zu lernen, davon zu profitieren und es zu »schmecken«, wenn die Küche an einem Tag ein Gericht mit den Zutaten aus dem Garten für die Schule kocht. Ich bereite hierfür z.B. immer gerne ein Nudelgericht mit einem Kräuterpesto aus der Kräuterspirale zu!
  • Da ein Teil der Ernährungsbildung durch die Essgewohnheiten in den Elternhäusern erfolgt, ist es wichtig, die Eltern zu informieren und sie bei den Projekten, wenn möglich, mit einzubeziehen. Das Expertenwissen, das z. B. für eine Kräuterspirale oder ein Hochbeet benötigt wird, lässt sich schnell beschaffen. Es braucht vor allen Dingen den Impuls und die Freude am Entdecken, um den Funken überspringen zu lassen. Gelingt ein solches Projekt, kann es tatsächlich eine Initialzündung für eine Schule sein, um gemeinsam mit den Schülern, dem Küchenpersonal, den pädagogischen Fachkräften und den Eltern die Tür weit aufzustoßen für eine nachhaltige Weltsicht und ein freudiges Engagement – über den Tellerrand hinaus.

Literatur: B. Perry u.a.: Mittagessen pädagogisch gestalten, Freiburg 2019

Hier finden Sie das Rezept