In Bewegung

Workshop mit KI

Luca Losem, Inga Feige

Nach einer kurzen Einstiegsrunde, innerhalb derer bereits erste Eindrücke von Chancen und Grenzen von ChatGPT deutlich wurden, widmete sich das Kollegium in Kleingruppen der Frage, was die Weiterentwicklung der KI für den Unterricht bedeuten könnte. Mit unterschiedlichen Aufträgen wurde ChatGPT beispielsweise gebeten, einen Aufsatz im Stil von Viertklässler:innen über ein Tier für die Tierkundeepoche zu schreiben, oder es wurde eine Abiturrede à la Rosamunde Pilcher in Auftrag gegeben. Die Struktur und die Wortgewandtheit der KI sorgten durchaus für Faszination. Gleichzeitig wurde deutlich, dass neben der vollkommenen Freiheit von Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern aber auch die Menge von absurden Fakten zum Hinterfragen der Authentizität eines solchen Textes führen würde. Wussten Sie zum Beispiel, dass Katzen zwölf Meter hoch springen können?

Nachdem diese ersten Eindrücke und Erkenntnisse in einem spontanen Radiobeitrag für die Erziehungskunst festgehalten wurden, ging es in die Vorbereitung einer Debatte über ein hypothetisches Verbot von ChatGPT für die Schule. Zwei Teams kämpften im Wechsel nach engen Regeln und mit sehr pointiert vorgetragenen Argumenten darum, ob die Verwendung der KI nun genehmigt werden sollte oder nicht. Deutlich wurde im Verlauf, dass keine der Positionen das gesamte Kollegium auf seine Seite ziehen konnte. In beiden Fällen gab es ein deutliches «Ja, aber dann …»

Als das Team für die Konferenzleitung waren wir sehr gespannt auf die Fortbildung. Der Nachmittag war wirklich sehr gelungen. Selten haben wir unser Kollegium so angeregt und motiviert erlebt. Mit roten Wangen klebten die Kolleg:innen in kleinen Gruppen an den Bildschirmen. Überall hörte man heiße Diskussionen und Vorschläge, was noch auszuprobieren sei und erheiterte oder überraschte Reaktionen auf das, was ChatGPT als Antwort bot.

Uns war es sehr wichtig, den Schüler:nnen einen Schritt voraus zu sein. Zu Beginn der Veranstaltung waren es nur sehr wenige Kolleg:innen, die überhaupt eine Ahnung davon hatten, worum es sich bei ChatGPT eigentlich handelt und womit man zu rechnen hätte.

Nach der Veranstaltung sind wir uns sicher, dass das gesamte Kollegium für das Thema sensibilisiert ist.

Wir haben nur positives Feedback erhalten und alle waren dankbar dafür, einen Einblick in diese neue Welt erhalten zu haben. Für manche der Kolleg:innen ist auch das Interesse geweckt, selbst ChatGPT einzusetzen. Vielleicht steckt hier die eine oder andere Möglichkeit, unliebsame Aufgaben, die gut von einer Maschine zu verrichten sind und die nicht wirklich unsere menschlichen Qualitäten erfordern, zu delegieren.

Besonders das interaktive Konzept und der Variantenreichtum der Fortbildung haben uns einen erfrischenden und spannenden Nachmittag beschert. Deutlich wurde aber auch, dass nun für das Kollegium der Arbeitsauftrag im Raum steht, die Diskussion weiterzuführen und zu erörtern, wie wir als Schule mit KI in Unterricht und Schulleben umgehen wollen.

Franz Glaw wies darauf hin, dass die KIs es noch dringender nötig machten, andere und zeitgemäße Prüfungsformate einzuführen – so wie wir es in seinem Workshop exemplarisch mit Expert:inneninterview und Debatte schon praktiziert haben. Für ein grundlegendes Verständnis dessen, was sich menschheitsgeschichtlich hier vollzieht, sei es außerdem notwendig, sich intensiv mit dem Thema Transhumanismus auseinanderzusetzen, so Glaw. Dazu bot er eine Folgeveranstaltung auf der Grundlage der Arbeiten des Institutsgründers Edwin Hübner an. Hübner ist Verfasser des Buches Menschlicher Geist und Künstliche Intelligenz: Die Entwicklung des Humanen inmitten einer digitalen Welt (Freies Geistesleben, 2020).

Diese Aufgabe mussten die Lehrkräfte an der Rudolf Steiner Schule Düsseldorf mit ChatGPT erledigen

Sie wollen eine neue Epoche in einer Klasse der Mittelstufe beginnen.

Nutzen sie ChatGPT, um ein Einleitungsreferat zu halten, dass das Interesse der Klasse für dieseas Thema weckt. Versuchen Sie, den Text an Ihre Bedürfnisse anzupassen, indem Sie die Chatfunktion («Ergänze bitte noch …», «Korrigiere bitte …») nutzen, um den Text dahingehend zu verbessern. Probieren Sie unterschiedliche Fächer aus und versuchen Sie, Unterschiede festzustellen und pointiert zu beschreiben.

Luca Losem, * 1991, Oberstufenlehrerin für Deutsch an der Rudolf Steiner Schule in Düsseldorf, daneben tätig als Coach und Mentorin mit den Schwerpunkten Angst- und Krisenbewältigung. losem.luca@rss-duesseldorf.de

Exklusiv für die Erziehungskunst wurde ein Radiobeitrag über die Fortbildung von Franz Glaw an der Rudolf Steiner Schule Düsseldorf produziert: https://kurzelinks.de/ChatGPT-D

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