Peripherie

Abschlussfest des Bachelor für Eurythmie-Pädagogik, Niederlande

Gabriele Ruhnau
Helga Daniel

So begann es und so rundeten sich die Jahre intensiver Zusammenarbeit. Kollegen aus verschiedenen Ausbildungen trafen sich 2003, um ihre drei Initiativen zur Eurythmie in der Pädagogik zu einem gemeinsamen Ausbildungsimpuls zusammenzuschließen. Ziel war es, die in der Niederländischen Eurythmieausbildung vorhandene Möglichkeit für einen international staatlich anerkannten Abschluss zu nutzen. Die Studierenden sollten dabei eine möglichst große Vielfalt an Persönlichkeiten und Arbeitsstilen erleben.

Zwei Jahre später, im Herbst 2005 begann, finanziell unterstützt vom Bund der Freien Waldorfschulen, die Zusammenarbeit der Ausbildungen von Witten-Annen, der »Norddeutschen» und Den Haag. Für Stuttgart, die vierte Initiative, die in die Gespräche mit einbezogen gewesen war, erwies es sich als sinnvoller, das Eigene unabhängig weiterzuführen.

Organisatorisch mitgetragen vom deutschen Büro in Berlin, war der Austragungsort der Ausbildung über viele Jahre die Riouwstraat 1 in Den Haag, die Academie voor Eurythmie, später die Hogeschool Leiden.

Wir Dozent:innen kamen aus vielen Himmelsrichtungen; jede/r von uns individuell um bewusste Durchdringung der eurythmischen Kunstmittel ringend, mit Blick auf ihre entwicklungsfördernde Wirkung für Kinder und Jugendliche. Geprägt war unsere Arbeit vom Verzicht auf lange Planungssitzungen. Auf wundersame Weise gelang es immer neu, das »Schulschiff» aus gemeinsamer geistiger Orientierung auf Kurs zu halten. Auch besaß die Zusammenarbeit einen gewissen Zauber, weil wir über all die Jahre keinen kollegialen Alltag miteinander zu verantworten hatten. Das bot jedes Mal neu die Chance, die eigenen Schätze – ungetrübt vom alltäglichen Einerlei – verschenken zu dürfen. Für die Studierenden entstand der Freiraum, Eigenes zu entwickeln, begleitet und zielgerichtet unterstützt durch interne und externe Mentorierung in der Praxis.

Im Januar 2021 wurde deutlich, dass sich die strukturellen Bedingungen an der Hogeschool Leiden so verändert hatten, dass es nahe lag, das Ausbildungsprojekt in dieser Form zu beenden. Auch weil es inzwischen andere Möglichkeiten für staatliche Anerkennung gibt, entschlossen wir uns, im Rahmen einer festlichen Zusammenkunft die gemeinsam gefasste Initiative der geistigen Welt wieder zurückzugeben. Fast genau einen Mondknoten nach Entstehung der Initiative haben wir am 28. August 2021, dem 272. Geburtstag Goethes, unseren Entschluss mit allen beim Fest Anwesenden in die Tat umgesetzt.

Über 30 Menschen kamen zusammen, die auf den verschiedensten Lebensebenen für das Zustandekommen und Durchtragen des Projekts verantwortlich waren. In drei Teilen, durchwoben von Musik, Eurythmie und Sprache, wurde der Höhepunkt der Handlung vom clownesken Hindeuten auf das uns allen scheinende Licht übergeleitet zu einer Umformung der »nicht mitgeschriebenen Passage» aus der »Allgemeinen Menschenkunde». Wir konnten den Engelwesen, die sich mit dem Impuls verbunden, ihn inspiriert und mitgetragen haben, danken und sie bitten, ihn losgebunden vom Ort und dieser speziellen Menschengemeinschaft, überall dort frei zur Verfügung zu stellen, wo er gebraucht oder in neuer Form erstrebt wird. Mit einem gemeinsamen Halleluja haben wir den Weg dazu eröffnet. Den Abschluss bildete das Abendessen im Licht eines eindrucksvoll-dramatischen Sonnenuntergangs am Strand von Scheveningen. Der Weg dorthin, ebenso wie der Entschluss zum Auflösen der Ausbildung: mühsam und beschwerlich gegen den Wind; der Rückweg: leicht, wie befreit, mit dem Wind im Rücken – jeder auf dem Weg zu sich nach Hause, offen für Neues, Not-Wendiges.

Kommentare

Es sind noch keine Kommentare vorhanden.