Aufbrechen aus Gewohnheiten. Internationale Tagung für Fremdsprachenlehrer in Dornach

Erziehungskunst | Welche Hoffnungen knüpfen Sie an die internationale Tagung für Fremdsprachenlehrer?

Siegmund Baldszun | Die Tagung soll die globale Aktualität der Waldorfpädagogik deutlich machen und die Kollegen inspirieren. Neben praktischen Anregungen steht das gemeinsame künstlerische Tun, die Begegnung und gegenseitige Wahrnehmung im Vordergrund.

Alain Denjean | Wenn durch eine solche Tagung deutlich wird, dass überall verschiedene Fragen vorhanden sind, die Art der Fragen aber überall dieselbe ist, dann entsteht eine Gemeinschaft von Menschen im Allgemeinen. Das Allgemein-Menschliche, die Grundlage der Waldorfpädagogik, soll dazu beitragen, das Spaltende, Trennende, Isolierende und Nationalistische, das in der Welt überall vorhanden ist, zu überwinden.

EK | Was ist das dringendste Anliegen der Fremdsprachenpädagogik an Waldorfschulen?

SB | Wir müssen das Fremdsprachenlernen als Fachgebiet in der Waldorfschule neu sehen lernen. Was ist der spezielle Erziehungsauftrag des Fremdsprachenlehrers? Er muss aus seiner Einengung auf Prüfungen befreit werden.

Natalia Plotkina | Ich erhoffe mir durch die Begegnungen neue Sichtweisen und Impulse, um mich von meinen eigenen Gewohnheiten befreien zu können.

AD | Das In-Beziehung-Setzen der modernen Fremd­sprachendidaktik mit der Anthropologie, der Wissenschaft des Menschen, hebt das Methodisch-Didaktische ins Künstlerische hinauf. Das Künstlerische wiederum ermöglicht dem Lehrer sowie den Schülern die größten Lern-, Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.

EK | Aber wie können Fremsprachenlehrer das leisten?

Peter Lutzker | Schon der Konferenztitel deutet darauf hin, dass es nicht um einen bestimmten Weg geht. Doch das Gemeinsame in der Vielfalt der Ansätze ist die Frage: Wie schöpfen wir aus den pädagogischen Quellen Sprache neu?

NP | Die Lehrer müssen die Klasse in ihrer Vielfalt positiv und als kreative Herausforderung wahrnehmen lernen. Für jeden Schüler im Fremdsprachenunterricht soll sich ein Türchen öffnen, durch das er unabhängig von seiner Begabung einen Zugang zur Sprache findet.

EK | Was sollte für den Sprachunterricht an Waldorfschulen konkret getan werden?

SB | Kurzfristig brauchen wir kreative Einführungs- und Fortbildungsveranstaltungen. Mittelfristig geht es um Lehrergewinnung und neue Ausbildungskonzepte mit Mut zu anthroposophischen Perspektiven. Langfristig muss durch die offene und kritische Zusammenarbeit der Lehrer eine geistig anregende, forschende, produktive Stimmung erzeugt werden, die neue Kinder und Lehrer zu uns führen kann.

Die Tagung »Aufbrechen aus Gewohnheiten. Kreative Wege zum Können im Fremdsprachenunterricht« findet vom 1. bis 6 April 2013 statt.

Link: www.paedagogik-goetheanum.ch