Den Wandel muss man tun – die Geschichte von Sonomotors

Während meiner Schulzeit an der Waldorfschule München-Schwabing durfte ich vor allem folgende vier Dinge lernen:

• Die Fähigkeit, selbst etwas zu entwickeln und Neues zu gestalten, nicht nur in den praktischen und künstlerischen Fächern. Die Scheu abzulegen, Dinge in die eigene Hand zu nehmen.
• Wie wertvoll es ist, von der ersten Klasse bis zum Abitur mit Freunden durch dick und dünn zu gehen und deren Entwicklung voller Wertschätzung mitzuerleben. Wir haben gelernt, uns gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Und so konnte über 13 Jahre auch eine tiefe Freundschaft mit meinem Co-Gründer Laurin Hahn entstehen. 
• Dinge zu hinterfragen, Freiräume zu nutzen und sich in eigenständiger Projektarbeit, wie zum Beispiel im Rahmen der Jahresarbeiten, mit den Themen auseinanderzusetzen, die einen selbst wirklich bewegen.
• Schließlich durch die Klassenspiele die wichtigste Lehre: Dass, wenn Menschen zusammenkommen, das Unmögliche möglich gemacht werden kann.

Es war Mai 2013, kurz nach Ende unserer Schulzeit, da fing ich mit Laurin an, daran zu arbeiten, wie wir konsequent nachhaltige Mobilität Wirklichkeit werden lassen können. Der erste Schritt war für uns eine alltagstaugliche und bezahlbare Alternative für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu entwickeln. Entstanden ist ein familienfreundliches, bezahlbares Elektroauto, das mit integrierten Solarzellen einen Teil des Strombedarfs selbst generieren kann. Der Sion.

Als wir erste fahrbare Prototypen entwickelt hatten, stieß Navina Pernsteiner dazu und brachte Ideen und Konzepte für das Unternehmensdesign und die Corporate Identity ein. Dann gründeten wir 2016 in München gemeinsam die Sono Motors GmbH.

Einen neuen Automobilhersteller aufzubauen – das klang absolut utopisch. Und doch gab es für uns keine andere Wahl, als diese Aufgabe selbst anzugehen. Wir wollten nicht mehr warten oder mit dem Finger auf andere zeigen. Innerhalb von drei Jahren wuchs unser Team auf 100 Menschen an. Wir bauten weitere Prototypen, absolvierten 13.000 Testfahrten in ganz Europa, fanden einen Produktionsort in den ehemaligen SAAB-Werken in Schweden. Und heute, knapp vier Jahre nach der Gründung, ist der Schritt zur Verwirklichung unserer Vision – einer nachhaltigen Mobilität für alle – zum Greifen nah.

Wir standen mit unserem Unternehmen an einem Punkt, an dem wir uns entscheiden mussten: Bleiben wir unseren Werten und Zielen treu, oder geben wir diese auf zugunsten der Interessen von Finanzinvestoren? Wir haben uns für ersteres entschieden. 

Der Verzicht auf eine klassische Finanzierung durch Großinvestoren bedeutet, dass wir einen neuen Weg wählen mussten, um die notwendigen Finanzmittel bis zum Beginn der Serienfertigung aufzubringen. Und genau das haben wir getan, indem wir die Entscheidung, wie es mit dem Auto weitergehen soll, Menschen übergeben wollen, die es uns nicht nur ermöglicht haben, überhaupt so weit zu kommen, sondern auch uns weiterhin zu unterstützen. Alle Gewinnbezugsrechte, die uns zur Verfügung stehen, haben wir in einen Community-Pool gegeben, um dadurch in Zukunft die Gewinnverteilung sozialer zu machen.

Aber dieser neue Weg ist alles andere als leicht. Niemand ist ihn vor uns in der Automobilindustrie so gegangen. Und diesen Weg können wir nicht alleine gehen.

Jetzt suchen wir Unterstützer, die mit uns gemeinsam konkret die Entwicklung eines gemeinsamen Unternehmens und dadurch den Wandel zu einer nachhaltigen Mobilität gestalten und voranbringen wollen.

»Learn to change the world« – dieses Motto wurde dieses Jahr mit den 100-Jahr-Feierlichkeiten der Waldorfschulen geprägt. Ich konnte dieses Motto in meiner Schulzeit verinnerlichen. Mit unserem Unternehmen wollen wir die Welt verändern, gemeinsam mit vielen Menschen, die in unserer von ökologischen und sozialen Herausforderungen geprägten Zeit das scheinbar Unmögliche gemeinsam möglich machen wollen.

Zum Autor: Jona Christians (26) ist Mitgründer von Sono Motors, einem E-Auto Start-up aus München, und ehemaliger Waldorfschüler. www.sonomotors.com