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Die Geschichte der Sankt Martin Waldorfschule in Ungarn. Gleichzeitig ein kleiner Hilferuf

Dorka Rohwer

Bereits bei der Gründung des Kindergartens träumten wir von einer Schule, die am Rande des Dorfes zusammen mit einem biodynamischen Hof stehen sollte. Der Hof wäre gleichzeitig ein Lehr- und Anbauhof, damit die Kinder während ihrer gesamten Schulzeit von Pflanzen, Tieren und der Natur umgeben sein würden. Eines unserer grundsätzlichen Ziele war es schon immer, das Dorfleben und die Beziehung zu Erde, Boden und Natur mit der Waldorfpädagogik zu verbinden, Synergien zu verstärken und in dieser Umgebung dafür zu sorgen, dass unsere Kinder in Geborgenheit zur Schule gehen können. Es wurde zu unserer Mission, eine Schule ins Leben zu rufen, die nicht nur eine pädagogische Einrichtung ist, sondern die für die Gesellschaft eine vielfältige Rolle übernehmen kann.

Im Frühjahr 2019 begannen wir mit der intensiven Arbeit der Schulgründung. In erster Linie beschäftigten wir uns zunächst mit der anthroposophischen Geistesarbeit auf Basis der Bücher „Waldorfschule und Dreigliederung“ von Dieter Brüll und „Freeing the Human Spirit“ von Michael Spence. Durch gemeinsame Kunstarbeit suchten wir dann den Namen und das Logo unserer entstehenden Schule aus.

Im Herbst 2019 beantragten wir schließlich die Genehmigung zur Gründung einer Waldorfschule beim ungarischen Waldorfbund. Bereits im gleichen Winter konnten wir uns mit dem Gemeindeamt Pillisborosjenö auf die vorübergehende Anmietung des alten, leerstehenden Dorfschulgebäudes einigen.

Vor uns standen die Renovierung und die komplette Ausstattung der Schule: Wir renovierten eigenhändig die Klassenzimmer, das Büro, das Arztzimmer, die Küche und den Speisesaal. Wir erneuerten die Fußböden, statteten die Räumlichkeiten aus, bauten den Schulhof um, legten Rasen, pflanzten Blumen, Bäume und Büsche, bauten eine Sandkiste und Klettergerüste und legten das erste Gemüsebeet für die Kinder an.

 

Trotz der Pandemie und aller damit verbundenen Schwierigkeiten haben wir es tatsächlich geschafft, die Schule im September 2020 zu eröffnen und arbeiten seitdem daran, weitere Klassen empfangen zu können.

Diesen September begann bereits das dritte Schuljahr in der Szent Márton Waldorf Iskola (Sankt Martin Waldorfschule), mittlerweile mit 60 Kindern und 15 Pädagog:innen und Mitarbeiter:innen.

Schon im Sommer fingen wir mit der landwirtschaftlichen Arbeit der Drittklässler:innen an: Das erträumte Land, auf dem der biodynamische Hof samt des neuen Schulgebäudes stehen soll, haben wir zwar noch nicht, aber dank einer netten Landbesitzerin im Dorf dürfen wir ein kleines Feld nutzen. Mit einer reduzierten, pfluglosen Bodenbearbeitung planen wir das Bodenleben zu fördern und versuchen, den Pflanzenanbau mit der Heilung der Erde bestmöglich zu harmonisieren. Die benötigten landwirtschaftlichen Werkzeuge haben wir erstmal von der Elternschaft geliehen, aber unsere Hoffnung ist es, schnellstmöglich eigene Werkzeuge anschaffen zu können. Den Prozess des Getreideanbaus werden wir von der Bodenvorbereitung bis zum Brotbacken begleiten; wobei der Ofen von den Schulkindern selbst gebaut werden soll.

Auch im Schulgebäude muss immer viel getan werden: Außer den Renovierungs- und Ausstattungsarbeiten der neuen Klassenräume mussten wir auf Grund neuer Vorschriften Ende August – kurz vor Schulanfang – kurzfristig ein Rauchmeldersystem installieren.

Als nächstes benötigten die Drittklässler:innen nun Schulbänke. Während die Kinder in den ersten beiden Klassen noch auf Heukissen saßen, versuchen wir jetzt, mit einer Kombination aus Einzeltischen und dazu passenden Stühlen aus Holz die Räumlichkeiten immer optimal und flexibel zu den verschieden en Tätigkeiten zu gestalten. Die Finanzierung der Tische konnten die Eltern noch leisten, die Stühle fehlen uns allerdings noch, so dass die Kinder nun vorübergehend auf Hockern sitzen.

Als nächstes Projekt möchten wir auf die zahlreichen Bäume des Schulhofes schaukelnde, hängende, und zum Klettern geeignete Geräte bauen lassen, um so die Bewegungsentwicklung der Kinder auf eine natürliche Art zu unterstützen. Leider scheiterte dieses Projekt – wie viele andere auch – vorerst an den dramatisch gestiegenen Energiepreisen, mit denen wir aktuell zu kämpfen haben.

Als frisch gegründete Waldorfschule müssen wir sämtliches Zubehör für den Unterricht, sowie Instrumente aller Arten, Eurythmie-Bedarf, Handarbeits- und Kunstmaterialien usw. erstmalig selbst besorgen. All diese Kosten überschreiten die finanziellen Möglichkeiten der Elternschaft. Weshalb wir alles, was möglich ist, selbstständig herstellen. Zusätzlich nehmen wir an Ausschreibungen teil und versuchen auf kleinen Märkten mit dem Verkauf von selbstgebastelten Waren die Finanzierung unserer Schule zu unterstützen.

Unser Budget konnten wir zwar dank der großartigen Unterstützung der „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ – trotz der drastisch erhöhten Energiepreise – vorerst stabilisieren, aber um unsere wunderbare junge Schule langfristig am Leben halten zu können, zu entwickeln und unsere erträumten Projekte zu verwirklichen, suchen wir weitere Unterstützer.

Wir sind über jede Spende sehr dankbar. Mit regelmäßigen Zuwendungen könnten wir sogar schon jetzt die langfristige Stabilität und Zukunft unserer Schule sichern. Wir würden uns auch über nicht mehr benötigte oder aussortierte Schuleinrichtungen wie Stühle, Instrumente, Eurythmie-Zubehör und landwirtschaftliche Werkzeuge sehr freuen. Diese könnten wir gegebenenfalls auch gern selbst renovieren und so das Sortiment unseres Schulbedarfs erweitern.

https://szentmartonwaldorf.hu/de/uber-uns/

Kontakt: Dorka Rohwer. Handy: +36 30 852 4603 | Email: dorka.rohwer@szentmartonwaldorf.hu.

Bankverbindung: Pilisborosjenői Waldorf Egyesület. IBAN: HU32 1620 0137 1855 5952 0000 0000. SWIFT: HBWEHUHB

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