Die Waldorfstiftung feiert ihren 10. Geburtstag

Christoph Hagemann

Beim Festakt in der Rudolf-Steiner-Schule Berlin gratulierte man sich dazu, es von einem ebenso beherzten wie bescheidenen Anfang zu einem Stiftungsvolumen im siebenstelligen Bereich gebracht zu haben. Wie bei solchen Anlässen üblich, erinnerte man sich des im Dienst der Sache gemeinsam zurückgelegten Weges und anekdotenhaft der Wirkung, die er auf die Beziehungen zwischen den Beteiligten gehabt hatte. Trotz der zeitweise nüchternen Reden über ausgeschüttete Gelder, juristische Abwägungen zur Verfassung als unselbstständige Stiftung, regionale Fonds und zweckgebundene Spenden merkte man den Stolz der Verantwortlichen auf das Erreichte: Die Stiftung steht, sie hat ein finanzielles Fundament, mit dem ihre Arbeit in der Zukunft gesichert scheint.

Dass die Kapriolen an den Finanzmärkten in der jüngeren Vergangenheit das Stiftungskapital nicht nennenswert geschädigt hatten, da es ausschließlich in Waldorfschulen und eben nicht an den Finanzmärkten investiert ist, während die ausgeschütteten Zinsen ganz im Sinne der sozialen Dreigliederung auch in die Lehrerbildung, Forschung oder Aufbauhilfen für neue Schulen fließen, auch das wurde mit einer gewissen Selbstzufriedenheit festgestellt.

Trotzdem konnte man meinen, eine merkwürdige Nachdenklichkeit über der Feier zu spüren. Das Geschenk für den scheidenden Kuratoriumsvorsitzenden und Gründungsinspirator Hansjörg Hofrichter war so ein Moment. Es war eine Art Urkunde, auf deren einen Seite ein römisches Geldstück befestigt war, auf der gegenüberliegenden hingegen Inflationsgeld von 1923 mit astronomischen Nennwerten – zwei buchstäblich untergegangene Währungen. Über den tieferen Sinn dieses Geschenks kann wohl nur eine private Freundschaft Auskunft geben. Vor dem Hintergrund einer scheinbaren Sicherheit der Investition in eine nicht unwesentlich von staatlichen Zuwendungen abhängige Schulbewegung könnte es als ein düsteres Omen gelesen werden. Doch die Feststimmung konnte selbst die Geräuschkulisse aus der Turnhalle über dem Festsaal nicht trüben und auch nicht der ungeduldige künstlerische Auftritt zweier Klassen der gastgebenden Institution. Man nahm diese Äußerungen einer bis in den Abend lebendigen Schule gerne hin. Zukunft, das steht fest, ereignet sich im wahren (Schul-)Leben.

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