Es gibt ein Leben nach dem Beruf

Thomas Krauch

Der Fonds speist sich ausschließlich aus Spenden. Zwölf Menschen werden derzeit unterstützt, doch die Hilfe kann bisher immer nur befristet für ein bis zwei Jahre gewährt werden, in dem Umfang, in dem Spenden eingegangen oder fest zugesagt sind. Daraus entstand die Frage, wie das Netz der Förderer des Fonds verbreitert werden kann. Er braucht Menschen, die ihn im Bewusstsein haben und für einen anhaltenden Spendenzufluss sorgen. Einzelne Schulvorstände haben beschlossen, den Fonds zu unterstützen, Kollegien haben einen Anteil der jährlichen Sonderzahlung gespendet, die Software-Stiftung hat eine Anschubfinanzierung gegeben, ein ehemaliger Waldorflehrer unterstützt den Fonds monatlich mit 500 Euro. Ein Anfang ist gemacht, doch es fehlen ein solider Grundstock an Mitteln und feste Spendenzusagen, die uns ermöglichen, auch längerfristige Förderungen zu garantieren. Denn die meisten der Geförderten brauchen eine dauerhafte Unterstützung. Zudem rechnen wir aufgrund der anstehenden zunehmenden Renteneintritte mit einem deutlichen Anstieg der Nachfragen.

Waldorf-Senioren-Experten-Service

Es tauchen aber weitere Fragen auf: Wie gestalten wir den Übergang vom Berufsleben in die Zeit danach? Wie haben ehemalige Mitarbeiter diesen Übergang selber erlebt und gestaltet? Wie blicken sie auf ihr Arbeitsleben zurück? Wie ist ihre Verbindung zu unseren Schulen? Wie kann dieser Übergang schon während der Berufstätigkeit angemessen vorbereitet werden und gäbe es Bedarf zu einer solchen Vorbereitung? Wie gestalten die ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen ihren Ruhestand? Welche Tätigkeiten ergreifen sie? Wo gelingt es, ihre Erfahrungen und Fähigkeiten weiter zu nutzen? Welchen aktiven Beitrag könnten sie zur Entwicklung der Schulbewegung und der mit ihr verbundenen sozialen Ideen noch leisten? Wer ist bereit, noch Aufgaben zu übernehmen und unter welchen Bedingungen? Welche Qualifizierungsangebote für neue Aufgaben wären sinnvoll?

Gesellschaftliche Vorbilder für diese Aufgaben gibt es schon länger, wie zum Beispiel den erfolgreich arbeitenden Senioren-Experten-Service in Bonn oder die Agenturen zur Vermittlung ehrenamtlicher Tätigkeiten in vielen Kommunen. Was könnten wir hier vielleicht lernen, wie etwas Vergleichbares aufbauen?

Ein Berufsverband könnte helfen

Der Beruf des Waldorflehrers wird an Attraktivität gewinnen, wenn eine Fürsorge auch für das Alter gesichert ist. Wie kann aber auch die Selbsthilfe angeregt werden? Was kann man noch tun, um das Einkommen als Rentner zu verbessern? Und noch ein Thema ist elementar: Brauchen wir Menschen (»Kümmerer«), die ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Ehemaligen, aber auch der Tätigen haben, die bei Konflikten und bei Fragen zur Altersversorgung helfen und vermitteln können? Brauchen die Mitarbeiter unserer Schulen eine Art Berufsverband als unabhängige Interessenvertretung gegenüber einseitigen Interessen der Institutionen?

Regionale Treffen für generationsübergreifende Fragen

Es war am Ende unseres Gesprächs deutlich, dass wir eine Plattform zum Austausch und zur Weiterentwicklung dieser Themen schaffen müssten. Dabei sind wir auf die Initiative und Unterstützung ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen!

Hier sind natürlich auch im Berufsleben stehende Menschen und junge Kolleginnen und Kollegen willkommen, die sich heute schon den Herausforderungen des Alters im Sinne generationenübergreifender Fragen stellen. So ist die Idee entstanden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf das Ende ihrer Berufstätigkeit zugehen und Ruheständler zu lokalen oder regionalen Treffen einzuladen, um mit ihnen über die angesprochenen Fragen in einen Austausch zu kommen. Zwei der Gesprächsteilnehmer, Birgit Wills (Berlin) und Ernst-Christian Demisch (Bochum) möchten versuchen, damit in ihrem regionalen Umkreis zu beginnen. Nun muss sich zeigen, ob Initiativen entstehen, vielleicht sogar ein Pilotprojekt, für dessen Förderung sicher auch Stiftungen zu gewinnen wären. So war auch an diesem Gespräch Andreas Rebmann von der Software-Stiftung, der die Arbeit des Solidarfonds von Beginn an begleitet, beteiligt. Weitere Teilnehmer waren Monika Hartmann (Mannheim), Dietmar Kreuer (Ravensburg) und Thomas Krauch (BdFWS). Mitinitiator des Gesprächs ist Hilmar Dahlem von den Hannoverschen Kassen.

Es besteht die Hoffnung, dass eine Bewegung entsteht, die das Thema Alter neu ins Bewusstsein hebt und uns einer breiteren Trägerschaft durch die Schulbewegung einen Schritt näher bringt.

Zum Autor: Thomas Krauch ist Geschäftsführer beim Bund der Freien Waldorfschulen.

Dietmar Kreuer: dietmarkreuer@web.de; Birgit Wills: birgit.wills@yahoo.de; Ernst-Christian Demisch: demisch@wittenannen.net; Andreas Rebmann: a.rebmann@sagst.de; Hilmar Dahlem: dahlem@hannoversche-kassen.de; Thomas Krauch: krauch@waldorfschule.de