Feuerwehr aus dem Ruhestand

Ernst-Christian Demisch

Was wir als Grundlage allen Lernens im ersten Jahrsiebt entwickelt haben, steht uns auch weiterhin zur Verfügung: Lernen durch Nachahmen.

Auch in Seniorenkursen an deutschen Volkshochschulen wird noch so gelernt, etwa zum Beispiel die Smartphone-Nutzung für jedes Alter. Als ich vor vielen Jahren den SES, den »Senior-Experten-Service« der deutschen Wirtschaft in Deutschland kennenlernte, habe ich mir gedacht, das können wir in der Waldorf-Bewegung auch gebrauchen. So wie der SES Experten aus Deutschland zur Unterstützung für eine gewisse Zeit in Entwicklungsprojekte im Ausland vermittelt – etwa an Waldorfschulen im Aufbau in Kasachstan und auf den Philippinen – können doch auch Waldorfpädagogen nach ihrer aktiven Berufszeit weiterhin ihre Erfahrungen einbringen. In Deutschland nennt man das »Den Schatz im Silberhaar«. Angeregt vom Vorbild des SES habe ich im Frühjahr 2015 aus meinem Bekanntenkreis 25 ehemalige Waldorfpädagogen aus den Schulen in Nordrhein-Westfalen, wo es über 45 Waldorfschulen gibt, zu einem Treffen ins Institut für Waldorf-Pädagogik in Witten/Annen eingeladen. Ohne große Umstände haben wir uns dann zum Waldorf-Experten-Service verbunden. Schnell ist eine Liste mit den Namen und dem jeweiligen Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofil erstellt und an die Schulen verteilt worden. So standen erfahrene Klassenlehrer, Fach- und Oberstufenlehrer an den Schulen für die Unterrichts- und Epochenvertretung, Theaterprojekte, die Einarbeitung neuer Kollegen, Begleitung bei Anerkennung durch die Behörden, für Konferenzarbeit oder Elternkurse zur Verfügung. Gleichzeitig wurde auch in der Geschäftsführung des Bundes der Freien Waldorfschulen in Deutschland (BdFWD) an der Realisierung eines bundesweiten WES gearbeitet. Mit einem Zuschuss aus dem Bundeshaushalt und finanzieller Unterstützung der Hannoverschen Kassen wurde die Website erstellt, die seit einem Jahr zugänglich ist: www.waldorf-expertenservice.de. Hier finden Waldorfexperten wie auch die Schulen eine qualifizierte Einführung. Zur Zeit sind über 90 Lehrkräfte und über 80 Schulen angemeldet. Moderiert wird die Website von dem ehemaligen Waldorflehrer Rüdiger Reichle. In der Geschäftsstelle des BdFWDS ist Klaus-Peter Freitag verantwortlich.

Anfragen von der Kindergartenbewegung und dem Verband der Heilpädagogischen Schulen liegen vor, allerdings wäre dann diese Erweiterung nur mit einem enormen organisatorischen und personellen Aufwand zu realisieren.

So wie nun den Schulen häufig in arger Not geholfen werden kann, so bietet der WES für manchen Pädagogen nach Jahrzehnten der vollen Berufstätigkeit eine Möglichkeit, den Übergang ins Rentenalter zu gestalten. Der Waldorf-Expertenservice versteht sich auch als Beitrag zur Schaffung und Entwicklung einer neuen Alterskultur, die auf individuellen Einsatz in neuen Gemeinschaftsformen setzt.

Für Anfragen und Anregungen:

E-Mail: demisch@wittenannen.net | www.waldorf-expertenservice.de