Musical Morgenröte

Erziehungskunst | Herr Birnthaler, Sie wollen mit »Morgenröte – Vom Schicksal der Waldorfschule« ein Musical auf die Bühne bringen. Ist das nicht ein Stoff für Historiker?

Michael Birnthaler | Sicherlich auch. Als wir uns damit intensiver beschäftigt hatten, bemerkten wir aber, dass der Stoff eine erstaunliche Dramaturgie bietet – wie geschaffen für ein Musical.

EK | Warum meinen Sie, ist ein Musical die angemessene Form der Darstellung?

MB | Weil es uns – genau wie der Waldorfpädagogik – darum geht, Kopf und Herz zu verbinden, also Bildung mit Erleben zu verschmelzen. Und dazu gibt es unserer Meinung nach kaum ein besseres Mittel als die Ganzheitlichkeit eines Musicals. Nicht zufällig haben es gerade Musicals geschafft, auch ein kulturmüdes Publikum neu zu begeistern. Selbst anspruchsvolle historische Themen finden so wieder den Weg in breite Bevölkerungsschichten, wie zum Beispiel »Fack yu Göthe«, »Luther«, »YMCA«, »Conni« oder »Maria Montessori«.

EK | Das Musical basiert auf einem Roman über Rudolf Steiner, den Sie gerade schreiben.

MB | Der heute noch vorrangig gepflegte Zugang zu Rudolf Steiner geht nach wie vor über die Fachliteratur. Doch in der Gegenwart scheint es immer mehr Menschen zu geben, die den Weg über das Herzdenken suchen. So mahnte Steiner selbst immer wieder an, dass viel mehr Menschen die Anthroposophie in ihren Seelen mitbrächten – diese aber die Anthroposophie nicht fänden, weil wir ihre Sprache nicht sprechen.

EK | Was könnte junge Menschen für ein solches Projekt begeistern?

MB | Von jungen Menschen hören wir immer wieder, dass sie es begrüßen, Anthroposophie in einer frischen Weise vermittelt zu bekommen. Unsere Hoffnung ist, dass ein Musical zu einer positiven Identitätsbildung für die Waldorfschulen beitragen kann.

EK | Was steckt hinter dem Gesamtprojekt »Weltenwandler«?

MB | Steiner sprach gerne von einem neuen, lichten Zeitalter, das wie eine Morgenröte sich ankündigte. Doch der von ihm erhoffte »Wandel der Welt«, der »kollektive Übergang über die Schwelle zur geistigen Welt« ist nicht in dem erhofften Maße erfolgt. So forschen wir an unserem Institut schon länger nach Formen für eine Anthroposophie in der vierten Generation, einer Anthroposophie 4.0, in der auch neue, agile, kreativ-imaginative Arbeitsweisen entwickelt werden. Den Aufhänger dafür soll »Weltenwandler« bieten. Alle ähnlich orientierten Initiativen sind eingeladen, mitzugestalten!

EK | Die Musik schrieb der bekannte Liedermacher und Priester der Christengemeinschaft Jukka Kuoppamäki – warum?

MB | Ich nehme an, dass auch er den Bedarf an gehaltvollem Musiktheater und spiritueller Musik für und mit Jugendlichen bemerkt hat.

EK | Wann und wo soll das Musical aufgeführt werden?

MB | Anfang 2019 in Südwestdeutschland.

Die Fragen stellte Mathias Maurer

www.morgenroete.org | www.weltenwandler.vision | www.eos-erlebnispaedagogik.de