Reif für die Insel?

Mathias Maurer

An staatlichen Schulen gang und gäbe, an Waldorfschulen nicht: Sozialpädagogen unterstützen die pädagogische Arbeit der Lehrkräfte. Bisher ist die Freie Waldorfschule Kreuzberg in Berlin die einzige Waldorfschule in Deutschland, die Sozialpädagogen einsetzt: mit Erfolg –, aber das Projekt »Schülerinsel« steht vor dem Aus.

Die »Schülerinsel« ist ein Ort der Begegnung. Das Besondere daran ist: Es ist ein freiwilliges Angebot und klassenübergreifend. Jeder darf gehen und kommen, wann er will. Einige kochen sich etwas, treffen Freunde, andere nähen, machen Hausaufgaben oder reparieren Fahrräder. »Da bekomme ich beim Tischtennis nebenbei mit, dass ein Abiturient die Schule schmeißen will«, sagt Lorenz Brandt, einer der Sozialpädagogen. Zusammen mit seiner Kollegin Irmgard Walleshauser, die die »Schülerinsel« aufgebaut hat, und dem Praktikanten Alex haben sie von 11.30 bis 17 Uhr alle Hände voll zu tun. »Sie kommen in Schüben: Siebtklässler und Dreizehnklässler bunt gemischt, reden über Computer und Klamotten, spielen miteinander oder chillen einfach«, berichten sie. »Dreißig bis vierzig können es leicht werden.« Frederik aus der zehnten Klasse kommt, weil es sonst keinen Ort an der Schule gibt, »wo man einfach mal so hingehen kann«. Und sein Klassenkamerad Faryad ergänzt: »Da fragt einer, der die Mittlere Reife machen will, schon mal einen Älteren, wie das so mit den Prüfungen läuft.« Auch Marie-Luise trifft hier ihre Freundinnen, denn »zu Hause ist es langweilig«. Für Benedikt aus der Neunten ist die »Schülerinsel« ein echter Pausenfüller; wenn er gerade nicht Jonglieren übt, hier findet er immer jemanden, mit dem er reden kann.

Andere engagieren sich in der Fahrradwerkstatt. Das ist eine kleine Schülerfirma, in der die Schüler Verantwortung übernehmen. Dort können Lehrer und Eltern ihre Fahrräder in Reparatur geben. Unter Anleitung von Kirsten Wolf, einer ausgebildeten Fahrradmechanikerin, werden die Drahtesel bei der Annahme inspiziert und es wird ein Kostenvoranschlag gemacht. Jede Reparatur wird bei einer Schüler-Probefahrt kontrolliert. Die Einnahmen fließen in eine Gemeinschaftskasse. Was dann mit dem Geld gemacht wird, entscheiden die Schüler selbst.

Neu angelaufen ist außerdem das Tutorenprojekt: Schüler geben Schülern Nachhilfe. »So lernen sie Verbindlichkeit, übernehmen Verantwortung und verdienen nebenbei noch etwas Geld«, meint Irmgrad Walleshauser. Ein von Schülern betriebenes Schülercafe schwebt dem Team noch vor. Dabei werden die Schüler von Anfang an bei der Planung, dem Konzept und der Durchführung beteiligt.

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