Sprung ins kalte Wasser

Eva Tilgner

Verständnisschwierigkeiten hatten die ausländischen Therapeuten nicht, denn sie wurden von jungen Übersetzerinnen begleitet – drei Oberstufenschülerinnen der Freien Waldorfschule am Kräherwald, die seit der ersten Klasse in Russisch unterrichtet werden. Über ihre Erfahrungen bei dem Besuch der russischen Gäste berichten die Schülerinnen Helene Mantler, Anna Stojanik (13. Klasse beide) und Julia Oker (11. Klasse) sowie die Russischlehrerin Priska Schmodde.

EZ: Was war die besondere Herausforderung für Ihre Russischschüler?

Priska Schmodde: Eine Schülerin musste während einer Fachtagung in Bad Cannstatt am 19. Juli 2012 die Übersetzung übernehmen. Das war wohl das Anspruchsvollste, da ja auch viele Fachvokabel gefordert waren. Doch den »Sprung ins Kalte Wasser« hat sie sehr gut gemeistert. Es kam jetzt auch nicht hauptsächlich auf die Vermittlung von Vokabeln an, sondern auf die Inhalte.

EZ: Haben Sie erwartet, dass die Schüler in der Lage sind, Übersetzungen an offiziellen Anlässen zu übernehmen?

PS: Ich habe es gehofft. Bei so einem Besuch fallen ja nicht nur Übersetzungen an, sondern die Gäste haben teilweise auch bei unseren Schülern zu Hause gewohnt. Smalltalk oder alltägliche Gespräche werden da genauso verlangt wie die Fachwörter.

EZ: Was waren für Euch die Highlights der Woche?

Helene Mantler: Ich begleitete die russische Therapeutin zum Hochseilgarten um dort die Ergotherapie für ein hyperaktives Kind zu beobachten. Es war faszinierend zu sehen, wie das Kind im Laufe des Spielens immer ruhiger wurde.

Anna Stojanik: Ich wohnte in Schönberg bei Pforzheim mit meinem russischen Gast. Dort erlebten wir eine Kameltherapie. Es war beeindruckend, mitzuerleben, wie das Kind mit Aufmerksamkeitsdefizit das Vertrauen zu dem Tier gewann.

Julia Oker: Ich bin richtig gut in die Sprache hineingekommen. Hätte nicht gedacht, dass mir das Russischsprechen so viel Spaß macht.

EZ: Inwieweit hat Euch der Unterricht an der Freien Waldorfschule am Kräherwald bei Eurem Einsatz als Übersetzer unterstützt?

JO: In letzter Zeit reden wir sehr viel in der Schulstunde. Wir üben uns in kreativen Schreibübungen und sprechen über russische Texte. Das hat mir viel geholfen.

AS: Russisch zu übersetzen ist anders als die englische Sprache zu übersetzen. Beim Austausch mit den USA habe ich angefangen, in Englisch zu träumen. Das war jetzt nicht der Fall. Aber ich habe das Gefühl, dass ich diese Sprache jederzeit anwenden kann.

HM: Dadurch, dass wir ab der ersten Klasse viele Spiele auf russisch gespielt haben, hat man gar nicht gemerkt, wie man in dieser Sprache immer sicherer wurde.

Fragen zum Einsatz der Schüler und den Russisch-Unterricht an der Freien Waldorfschule am Kräherwald beantwortet Priska Schmodde: priska-schmodde@t-online.de