Waldorf-Hochschulen sind ein Kulturimpuls

Cornelie Unger-Leistner

Die Hochschulbewegung der Waldorfschulen stellen einen wichtigen Kulturimpuls dar und gewährleisten eine quali­tativ hochstehende Lehrerbildung, das zeigten die Berichte aus den Lehrerbildungsstätten.

Die Hochschulen stehen an einem wichtigen Wendepunkt, denn durch die Akkreditierung wird die grundständige Ausbildung zum Waldorflehrer in ihrer Wissenschaftlichkeit anerkannt. »Dieser Paradigmenwechsel ist das schönste Geburtstagsgeschenk für Rudolf Steiner, dass diese Anerkennung in der Welt möglich ist«, betonte Bundesvorstandsmitglied Richard Landl in Hinblick auf den 150-jährigen Geburtstag des Begründers der Waldorfpädagogik im nächsten Jahr. Auch zeichne sich eine leichte Trendwende bei den Studierendenzahlen ab: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren legten die Vollzeitstudiengänge um dreizehn und die berufsbegleitenden um acht Prozent zu. Die Anwesenden werteten dies als einen ersten Erfolg der zur Zeit laufenden Lehrergewinnungskampagne.

Auch Ausbildungs- und Finanzierungsrat des Bundes der Freien Waldorfschulen hatten sich intensiv mit der Situation an den Seminaren beschäftigt und legten der Versammlung einen Überblick zur Ist-Situation und zum Finanzierungsbedarf vor. 1,6 bis 2,2 Millionen Euro müssen in den nächsten Jahren zusätzlich aufgebracht werden, um insbesondere den Ausbau von zwei Hochschulstandorten finanziell abzusichern. Wie dies geleistet werden kann, ist derzeit noch vollkommen ungeklärt. Im laufenden Geschäftsjahr des Bundes schlägt der Posten »Lehrerbildung« mit rund 8,2 Millionen Euro zu Buche. Jürgen Spitzer vom Ausbildungsrat betonte, dass Phantasie nötig sei, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Man müsse aber auch den Blick auf die Qualität der Lehrerbildung richten. Der bürokratische Charakter von Bachelor- und Masterstudiengängen dürfe nicht auf die Inhalte durchschlagen.

Bundesvorstandsmitglied Henning Kullak-Ublick erläuterte das Konzept »WalfiiSch« (»Waldorflehrer finden ihre Schule«). Er ermunterte die Schulen, sich mit mehr Selbstvertrauen nach außen darzustellen: »WalfiiSch« ist nicht nur ein Wortspiel; es geht darum, dass wir lernen, am Beispiel unserer jeweiligen Schule nach außen strahlen zu lassen, was uns besonders macht. Wir müssen uns zu erkennen geben, damit wir auch gefunden werden können!« Mehrere Pilotschulen berichteten von erfolgreichen Aktivitäten im Rahmen der Lehrergewinnungskampagne. So schalteten die bayrischen Waldorfschulen gemeinsam eine Anzeige in der Süddeutschen Zeitung. Ein gut lancierter Pressebericht brachte in Augsburg dreißig Interessierte zu einer Veranstaltung der Waldorfschule. Hannover-Maschsee ging mit Material und Informationen in die Elternabende der Schule und in Berlin stieß die Idee des Jobmarket, einer Infobörse mehrerer Schulen, auf beachtliches Interesse.

Die Versammlung stimmte der Unterstützung des neuen Konzepts der Dualen Lehrerbildung am Institut für Waldorfpädagogik in Witten-Annen zu. Das Konzept, das die Schule zum gleichberechtigten Lernort neben dem Seminar machen soll, erhält als Modellprojekt eine Anschubfinanzierung für die nächsten drei Jahre, danach soll es sich selbst tragen. Der Bund schießt bis maximal 130.000 Euro aus dem Innovationsfonds zu, unter der Voraussetzung, dass die Schulen in Nordrhein-Westfalen einen Beitrag in gleicher Höhe aufbringen.

Auch die Unterstützung der internationalen Waldorfschulbewegung kam bei der Versammlung zur Sprache. Die Schulen wurden gebeten, durch ihre Mitgliedschaft oder eine Erhöhung ihrer Mitgliedsbeiträge bei den »Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.« dazu beizutragen, dass die wichtige Arbeit der internationalen Waldorforganisation auch weiterhin abgesichert ist. Spenden würden in vollem Umfang an die unterstützten Schulen, Kindergärten oder waldorfnahe Initiativen weitergeleitet.

Welche Verantwortung die Waldorfschulbewegung in Deutschland auch bei der Lehrerbildung im internationalen Rahmen trägt, wurde bei den Ausführungen von Ya Chih Chan, Waldorfkaktivistin aus Taiwan, deutlich. Sie berichtete vom Boom der Waldorfpädagogik in ihrem Land und in ganz Asien. Bei allen Anstrengungen, die in der Region selbst unternommen würden, werde Deutschland doch als das Herz der Waldorfschulbewegung betrachtet. Viele angehende Waldorflehrer wünschten sich, hier zu studieren.