Wissenschaft

Was aus der ersten Waldorf-App von 2013 wurde …

Angelika Lonnemann

Jakob Himmelein und Joshua Schrauder, zu der Zeit Elftklässler an der Freien Waldorfschule Kiel, überlegten sich, ob sie eine App programmieren könnten, die ein Problem löse, was sie selbst und eventuell auch noch viele andere Leute hatten und kamen so auf Hilfsmittel für die Schule. Die beiden Schüler standen vor dem Realschulabschluss und entwickelten dann als ihre gemeinsame Jahresarbeit eine App, die bei Schul- und Hausaufgaben helfen sollte. «Das Ganze war noch lange vor der Zeit, in der sich auf YouTube und anderen Kanälen Lernplattformen entwickelten, wir waren da mit die ersten mit unserer Idee», erzählt Jakob Himmelein heute.

Es folgte ein Jahr, in dem die beiden extrem viel Zeit in die Appentwicklung von iSchoolToolbox steckten. «Ich habe mir nebenbei mehr schlecht als recht mittels YouTube-Videos und Anleitungen aus dem Internet das Programmieren angeeignet. Das Schöne daran war, ich wusste, was ich wollte, und konnte das dann so einigermaßen hinschummeln.»

Als die App fertig war, bestand sie aus einem Kopfrechnentrainer, wichtigen Lernmaterialien für
Mathe, Deutsch, Englisch und Latein sowie grafisch aufbereiteten Formelsammlungen. «Wir hatten keinerlei Ahnung von Marketing und haben dann einfach mal in unserer lokalen Zeitung inseriert. Am nächsten Tag hatten schon Hunderte Menschen unsere App heruntergeladen». Dieser Erfolg blieb auch noch in den folgenden Monaten bestehen: in den ersten drei Monaten nach der Veröffentlichung kauften jeweils weitere Hunderte Nutzer:innen die App, die damals 1,79 Euro kostete. In den Charts für Bildungsapps war sie recht lang unter den ersten fünf.

«Jeder von uns beiden verdiente mit der Jahresarbeit Geld, das war sensationell und wir waren sehr euphorisch», so Himmelein. Allerdings hätten sie unterschätzt, dass sie ihre App nur fürs iPhone entwickelt hätten, das Portieren für andere Plattformen wie An-droid hätten sie nur angefangen, dann aber wegen Zeitmangels – sie mussten sich gleichzeitig aufs Abi vorbereiten – abgebrochen.

Nachträglich bedauert Himmelein, dass sie in der Hinsicht keine professionelle Beratung hatten und diese auch nicht gesucht haben: «Wenn wir als Schüler bei der Umsetzung und Weiterentwicklung unserer recht blauäugig entwickelten App von jemandem mit Erfahrung in der Softwareentwicklung Unterstützung oder den ein oder anderen Tipp gehabt hätten, wäre vielleicht doch mehr draus geworden».

Zwei Jahre lang blieb die App im Appstore von Apple, dann nahmen die beiden Entwickler sie von der Plattform, weil sie mit der Entwicklung nicht mehr hinterherkamen und die Verkäufe nicht mehr die Kosten deckten.

Jakob Himmelein lebt heute als Toningenieur in Hannover. Mit seiner Band Wasted Act macht er Hardrock und steht kurz vor der Veröffentlichung einer EP.

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