»Wem der große Wurf gelungen …«

Philipp Reubke

Und so möchten auch wir »in den Jubel einstimmen«, dass diese Freundschaft für die Erziehungskunst Rudolf Steiners nun schon 50 Jahre währt. Vorreiter für Waldorfeinrichtungen gab es durch die vielen Menschen, die zunächst in Stuttgart vor hundert Jahren, und dann auch an einigen Orten Mitteleuropas angefangen haben, Einrichtungen aufzubauen. Dass Waldorfkindergärten und -schulen sich dann ab den 1970er Jahren über die ganze Welt ausbreiten konnten, war aber nur möglich durch die tätige Hilfe der Freunde der Erziehungskunst.

Und diese Hilfe war und ist nicht nur finanzieller Natur, das habe ich immer wieder in verschiedenen Arbeitszusammenhängen erlebt. Als ich Ende der 1980er als pädagogischer Anfänger an die Waldorfschule Colmar ging – dort war die Stimmung sympathisch kreativ und unbürgerlich –, die wie fast alle Waldorfschulen in Frankreich ohne jegliche staatliche Unterstützung auskommen muss, bemerkte ich schnell, dass da über die Freunde nicht nur Spenden zugewendet wurden, sondern auch Interesse und Ermutigung. Später, als eine ehemalige Schülerin mit unternehmerischem Geschick in Strasbourg eine Waldorfkrippe gründete, merkte ich, dass die »Freunde« dort etwas ganz Besonderes anerkannten: die Bereitschaft, individuell Initiative zu ergreifen und persönlich Verantwortung zu übernehmen. – Als es im Zusammenhang der International Association for Steiner-Waldorf Early Childhood Education darum ging, Waldorferzieherausbildungen in Rumänien, Kenia, Nepal oder Kolumbien zu unterstützen, merkten alle Beteiligten, dass oftmals nicht nur ohne die Unterstützung der »Freunde« diese Ausbildungen gar nicht begonnen hätten, sondern dass Nana Göbel alle Initiatorinnen persönlich kannte und über ihre Intentionen zu berichten wusste. – Und als die Internationale Konferenz der waldorfpädagogischen Bewegung (Haager Kreis) beschloss, in Zusammenarbeit mit dem Bund der Freien Waldorfschulen ein weltweites Verfahren zur Nutzung der Namen »Waldorf« und »Rudolf Steiner« einzurichten, wäre es ohne die Kenntnis der vielen verschiedenen lokalen Bedingungen, die die »Freunde« mitbrachten, wesentlich abstrakter und realitätsfremder ausgefallen. – Wie gerade jetzt wurden auch in vergangenen Jahren Eltern, Kinder und Erzieherinnen von der Zerstörungswut in Palästina traumatisiert. Herzbewegend waren für mich Berichte Bernd Rufs in einer israelischen Waldorfschule über den notfallpädagogischen Einsatz der »Freunde« im Gazastreifen.

Emil Molt wollte die Waldorfschule auch für Arbeiterkinder. Rudolf Steiner wollte, dass sie nicht nur von Staates Gnaden ein Nischendasein führt, sondern dass eine genügend große Anzahl von Menschen sich für ihre pädagogische Freiheit einsetzt, auch finanziell. Für den sozialen und den kulturellen Auftrag der Waldorfschule haben sich die »Freunde« mit großer Energie eingesetzt.

Herzlichen Glückwunsch von der Pädagogischen Sektion am Goetheanum!

Philipp Reubke