»Wir. Generation – Gesellschaft – Gemeinschaft?« – 29. Bundesschülertagung in Mannheim

Ellen Niemann

Inspirierende Vorträge zu alternativen Lebensweisen, gesellschaftspolitischen Aktionen, Klimawandel, Nachhaltigkeit im Bankwesen, journalistischen Erfahrungen mit dem rechten Spektrum und Bewusstsein im Kleinen haben die Teilnehmer angeregt, sich in Arbeitsgruppen und Workshops weiter intensiv damit zu beschäftigen und in Austausch zu kommen. 

Um den Ablauf dieser mit fünf Tagen doch recht langen Tagung etwas aufzubrechen, hatte sich der Vorstand etwas Besonderes ausgedacht und für Freitag Ausflüge zu umliegenden Unternehmen oder Einrichtungen, die thematisch zum Tagungsthema passten, organisiert. Nachmittags traf man sich dann in der Mannheimer Innenstadt wieder, um von dort aus die Mannheimer flashmobartig »aufzumischen«. Der Marktplatz wurde mit Musik und Tanz in Beschlag genommen und es haben sich tatsächlich die einen oder anderen verdutzten Mannheimer zum Mittanzen anregen lassen.

Der Höhepunkt war – wieder einmal – der Bunte Abend. Obwohl dieser Programmpunkt jede Schülertagung schmückt, kann von Routine überhaupt keine Rede sein. Durch die spontanen Beiträge der Jugendlichen bekommt die Veranstaltung einen Charme, der einfach alles übertrifft, was man sonst als so sorgfältig Einstudiertes serviert bekommt. Von Impro-Theater über Gedichte, selbstgeschriebene Lieder, Klavierstücke, Sketche, bis zu den vom ganzen Saal befeuernd gesungenen Hymnen ist alles dabei. Eine kaum in Worte zu fassende Energie.

Genächtigt haben die Teilnehmer in der Mannheimer Interkulturellen Waldorfschule, da die Akademie nicht entsprechend ausgestattet ist. Dies hat man zwar als etwas mühselig empfunden, andererseits war der tägliche Spaziergang sicher auch eine Möglichkeit, wach zu werden oder abends nochmal Dampf abzulassen, bevor es ins Nachtcafé ging.

Da die Vorstände der WaldorfSV nur zwei Jahre im Amt bleiben, gibt es zu jeder Tagung Mitglieder, die ausscheiden und für die Nachfolger gewählt werden müssen. Zwölf Kandidaten haben sich zur Wahl gestellt, um Vincent Eichholz, Mary Winter und Pauline Hirning abzulösen. Neu im Vorstand sind Elisabeth von Pilsach (FWS Hitzacker), Alicia Reinkemeyer (FWS Minden) und Noel Norbron (FWS Göttingen).

Es ist schön zu erleben, dass jede Schülertagung den Veranstaltungsort und die Menschen, die von dort das Geschehen begleiten, wie verwandelt. Besonders der Geschäftsführer der Mannheimer Akademie hat nicht nur staunend zur Kenntnis genommen, wie gewissenhaft und zielsicher die Vorstandsmitglieder die Tagung vorbereitet haben, sondern auch wie belebend sich die Schülerschar auf den gesamten Ort auswirkt. Und wenn man den Schülern tatsächlich zuhört und aufnimmt, was sie bewegt, dann lassen sich auch ganz neue Aufgaben in der Lehrerbildung und in der Zusammenarbeit zwischen Pädagogen und Schülern erkennen. Beispielsweise wird ein echtes Interesse daran, was die Schüler bewegt und wie sie tatsächlich in der Welt stehen, vermisst. Oberstufenlehrerinnen und -lehrer werden als wenig authentisch wahrgenommen und Rückmeldungen der Schüler finden keine konstruktiven Wege ins Kollegium oder in die Personalgremien. Den Fächern Politik und Philosophie mehr Raum zu geben ist ein Schülerwunsch, der zwar den Empfehlungen des Oberstufenkolloquiums der Pädagogischen Sektion am Goetheanum von 2015 entspricht, im Schulalltag aber, nach Schüleraussagen, leider erschreckend wenig Umsetzung findet.