Während der jüngsten dreijährigen Dürre von 2007 bis 2009 starben viele ihrer Tiere und der Stamm kam in große Not. In dieser unsicheren Situation wandten sich viele Familien der Erziehung ihrer Kinder zu, der einzigen langfristigen Hoffnung. Einigen Kindern dieser Massai wurde der Besuch der Rudolf Steiner Schule in Nairobi durch Patenschaften der »Freunde der Erziehungskunst« und von der Entwicklungshilfe finanziert.
Bei jeder Rückkehr in den Ferien waren die Eltern von den Veränderungen ihrer Kinder überrascht. Sie versprühten Selbstsicherheit, ihre sprachlichen Fähigkeiten waren gewachsen und sie hatten offensichtlich viel gelernt. Die Eltern fragten sich, woher diese Veränderungen kamen.
Der Stamm sandte vier Mitglieder zur Waldorflehrerausbildung, vier zur Kindergartenausbildung und einen zur Grundschullehrerbildung. Bald werden diese Lehrer Mentoren und Unterstützung brauchen, um eine Erziehung ihrer Kinder zu entwickeln, die im Einklang mit der Besonderheit ihrer Kultur steht.
Die erste Aufgabe wird sein, die Geschichten wieder zu finden, die abends um das Feuer im Kreis der Familien oder der Gemeinschaft erzählt wurden. Diese Geschichten waren die ursprüngliche Form der Erziehung. Sie verbanden die Menschen und vermittelten Lebenssinn.
Eine wirkliche Herausforderung ist es, afrikanische Elemente in die Waldorflehrerausbildung zu integrieren. Sicher werden an afrikanischen Waldorfschulen afrikanische Geschichten erzählt, passend zum Alter der Kinder und zum jeweiligen Unterricht. Sicher wird die Vielfalt der Kultur, Geschichte und Geographie Afrikas unterrichtet, damit die Kinder ihre Wurzeln als Afrikaner finden können. Dennoch wird es Gebiete geben, in denen ein spezifisch afrikanischer Weg der Erziehung erst noch erforscht werden muss.
Inzwischen hat – finanziell unter Federführung der »Freunde« – ein neues Fünfjahres-Projekt begonnen, das die Kindergarten- und Schulinitiativen sowie die Lehreraus- und weiterbildung in Kenia, Uganda und Tansania unterstützt. Damit können die Lehrer, die die Trainingsmodule besucht haben, in der Anwendung des Gelernten und ihrer weiteren Entwicklung begleitet werden. Die Kindergärten und Schulen in diesen drei Ländern suchen und brauchen eine solche Begleitung, die letztlich nur das Ziel haben kann, die Lehrer unabhängig von fremden Ausbildern zu machen und in ihren Ländern eigene Ausbildungen etablieren zu können.
Zum Autor: Peter van Alphen ist Waldorflehrer, Musiker, Eurythmist und Mitbegründer des Centre for Creative Education in Südafrika. | Übersetzung: Lorenzo Ravagli