Die Waldorfschule, die zurzeit 280 Schüler in den Klassen eins bis zwölf besuchen, darunter 40 mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten (geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung und emotional-soziale Entwicklung) überzeugte die Jury mit ihrem inklusiven Konzept. »Der gleichberechtigte Fokus auf künstlerisches, kognitives und praktisches Lernen bietet eine besonders gute Voraussetzung für das gemeinsame Lernen aller Kinder und Jugendlichen« heißt es in der Presseerklärung der Bertelsmann Stiftung dazu.
Wie an Waldorfschulen üblich, führen die Klassenlehrer ihre Klasse acht Schuljahre lang, hier jedoch im Team gemeinsam mit Heilpädagogen, während die Klassen 9 bis 12 vom Oberstufenteam betreut werden. Die intensiven Beziehungen zueinander schaffen ein besonderes Vertrauen. Dadurch gelingt es, auch gemeinsam durch die Jahre der Pubertät zu kommen, in denen sonst Integration und Inklusion oft an ihre Grenzen stoßen.
Insgesamt lernen die Schüler 12 Jahre zusammen, von der ersten Klasse bis zum Waldorfabschluss. Im 12. Schuljahr gibt es außerdem die Möglichkeit, den Realschulabschluss abzulegen. Im Anschluss an das 12. Schuljahr kann in einem 13. Schuljahr in Kooperation mit einer benachbarten Waldorfschule das Abitur erworben werden.
In der Waldorfschule Emmendingen ist spürbar, dass es um eine gemeinsame Sache von Schülern, Pädagogen und Eltern geht. Die gemeinsam verbrachte Zeit schafft Erfahrungen, die gerade da wichtig sind, wo Gesellschaft inklusiv werden möchte – es sind Erfahrungen von Vielfalt und von Schwierigkeiten und davon, wie es gelingen kann, mit ihnen umzugehen. Ein Schüler der Oberstufe fasst zusammen: »Irgendwie bin ich stolz darauf, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Freunde zu haben, die ›anders‹ sind, aber eben doch vertraut. Das ist mehr wert, als mancherlei Lernstoff! Ich weiß, dass ich mit Menschen mit Behinderung leben und wie ich mich verhalten kann. Ich glaube, dass das sehr prägend ist.«
Mit der Preisvergabe wollen die Projektträger – die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen Verena Bentele, die Bertelsmann Stiftung und die Deutsche UNESCO-Kommission – zeigen, dass trotz unzureichender Rahmenbedingungen viele Schulen in Deutschland auf hohem Niveau inklusiv arbeiten und so zur Nachahmung anregen. Die Einzelschulen erhalten ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro; der Schulverbund bekommt 5.000 Euro. Für den Jakob Muth-Preis hatten sich in diesem Jahr 60 Schulen und 5 Schulverbünde beworben.
Die Preisverleihung ist medienöffentlich und findet am 27. Mai 2015 ab 10:30 Uhr als Senatsempfang der Bremer Senatorin für Bildung und Wissenschaft im Bremer Rathaus statt.