Steffen Koolmann vom Institut für Bildungsökonomie der Alanus Hochschule Alfter hält die Veröffentlichung des Gesamtjahresabschlusses für vorbildlich. Die Freien Waldorfschulen seien die einzigen Schulen, die jedes Jahr ihren Haushalt komplett offenlegten. Die Waldorfschulbewegung werde mit ihrem jährlichen Finanzbericht dem Anspruch auf Dokumentation und Transparenz gerecht, den die Zivilgesellschaft mit der Vergabe öffentlicher Mittel verknüpfe.
Im Schuljahr 2013/2014 besuchen 85.103 SchülerInnen die inzwischen 232 Schulen in der Bundesrepublik. Gegenüber 84.763 im Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme um rund ein halbes Prozent, während die öffentlichen Schulen in diesem Zeitraum einen Schülerrückgang in Höhe von 1,5 Prozent verzeichneten.
Positiv zu sehen ist auch die Entwicklung in Bezug auf die langfristige Verschuldung der Waldorfschulen. Seit 2009 sinkt diese kontinuierlich; konsequenterweise mit ihr auch die Zinslast. Diese reduzierte sich um 18 Prozent (= 3,2 Mio. €). Ähnlich günstig hat sich auch die Liquiditätsreserve der Schulen entwickelt, die im vorliegenden Jahresabschluss erstmals erhoben worden ist: Sie beläuft sich mittlerweile auf 74 Tage und entspricht damit den üblichen kaufmännischen Anforderungen an finanzielle Reservehaltung.
Eine wesentliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr hat sich beim wirtschaftlichen Jahresergebnis gezeigt: in diesem Jahr haben mehr Schulen ein positives Ergebnis ausweisen können. In 2012 ist die Bilanzsumme der 176 Waldorfschulen im Konsolidierungskreis um ca. 17 Mio. € (1,5 Prozent) auf ca. 1.135 Mio. € angewachsen.
Die regelmäßigen Erträge der Waldorfschulen ergeben sich aus der öffentlichen Finanzhilfe der Länder einerseits und den Elternbeiträgen andererseits. Sie verhalten sich zueinander wie ca. 2,7:1.
Der Jahresabschluss zeigt allerdings auch, dass die laufenden Schulbetriebskosten (personelle Aufwendungen und Sachmittelausgaben, ohne Zinsen und Aufwendungen für Abschreibungen) in Höhe von 552 Mio. € nur zu 71,2 Prozent durch die regelmäßige Finanzhilfe der öffentlichen Hand ausgeglichen werden. Die Deckung des Restetats der Schulen muss durch Elternbeiträge in Höhe von 148 Mio. € und Spenden in Höhe von 18 Mio. € geleistet werden.
Auch langfristig ergibt sich eine stetige Steigerung des Anteils, den die Eltern zur Finanzierung der Waldorfschulen leisten. Im Vergleich der letzten fünf Jahre stiegen die staatlichen Beiträge je Schüler, die bis 2008 stetig gefallen waren, nur marginal, während der Elternanteil im selben Zeitraum absolut um 11 Prozent gestiegen ist. Die Waldorfschulbewegung wird von etwa 58.000 Elternhäusern getragen.
In den Jahresabschluss 2012, den die Abteilung Bildungsdaten und -analysen beim Bund der Freien Waldorfschulen in Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bildungsökonomie an der Alanus Hochschule erstellt hat, sind 176 Waldorfschulen mit 77.473 Schülern (von insgesamt 229 Schulen mit 84.865 Schülern im Bund der Freien Waldorfschulen) einbezogen. Er ist damit aussagekräftig für die Gesamtheit der bundesdeutschen Waldorfschulen.
Der Bericht des Instituts schließt mit dem Hinweis, dass der Gesamtjahresabschluss nicht wiedergeben kann, was an den einzelnen Schulen an ehrenamtlicher Arbeit und Leistung erbracht wird: LehrerInnen, MitarbeiterInnen, Eltern und Freunde bringen sich so in das Schulganze ein, dass ein zahlenmäßig nur schwer zu erfassender Mehrwert entsteht, der diese spezifische Schulform letztendlich erst möglich macht.
Quelle: Bund der Freien Waldorfschulen