Wie weit geht die Eltern-Lehrer-Trägerschaft? Ergebnisse einer Umfrage bei der Bundeselternratstagung 2012

Birgit Thiemann

Rund die Hälfte der 300 Teilnehmer von 102 deutschen Waldorfschulen beteiligten sich an der anonymen Fragebogenaktion zum Thema Elternmitwirkung. Deutlich wurde, dass die meisten Eltern stark in die Gremienarbeit der schulischen Selbstverwaltung eingebunden sind. Nahezu alle Befragten (97%) gaben an, dass sich der Vorstand ihrer Schulen aus Eltern und Kollegiumsmitgliedern zusammensetzt. Klassische Domänen für Eltern sind zudem Vertrauensrat/Schlichtungskreis (75%), Baukreis (75%), Öffentlichkeitsarbeit (74%) und Wirtschafts- bzw. Finanzkreis (63%). Überraschend ist, dass und wie zahlreich Eltern inzwischen auch in Personalkreis (30%), in Schulführungs- und Leitungsgruppen (22%), Pädagogischer und Technischer Konferenz (20%) und sogar Aufnahmekreis für Neueinschulungen (13%) vertreten sind – meist in Schulen, die in jüngster Zeit Strukturreformen durchführten.

Ein Gremium existiert in nahezu allen Waldorfschulen (ausgenommen Schulen im Aufbau). Meist ist es gut bis sehr gut organisiert, dient jedoch in erster Linie als Wahrnehmungs- und Beratungsorgan, was sich auch in der Namensgebung – Elternrat oder Eltern-Lehrer-Kreis – widerspiegelt. Eine über einen längeren Zeitraum angelegte inhaltliche Arbeit ist nicht die Regel (40%), noch weniger die Auseinandersetzung mit regionalen Themen (36%) oder Bundesangelegenheiten (25%). Bei der klassisch, asymmetrischen Zusammensetzung von bis zu 13 Elternvertretern (bei einer einzügigen Schule), aber nur ein oder zwei Kollegiumsmitgliedern überrascht es nicht, dass maximal ein gutes Berichtswesen über Schulinterna entsteht, nicht aber eine kreative Ideenschmiede, in der gemeinsam an der Zukunft der eigenen Schule gearbeitet wird. Fazit: Einzelne engagierte Eltern sind zwar in zunehmendem Maße in verantwortliche Positionen eingebunden, die vorhandenen Elterngremien dagegen nur bedingt. Diese Potenziale werden für die Entwicklung der Schule nicht genutzt. Nur ein Drittel der Befragten hält zum Beispiel die ihrem Elterngremium zugestandenen Kompetenzen für ausreichend, die Mitarbeit führt dementsprechend selten zu Erfolgserlebnissen und mündet häufig in immer wiederkehrende, aufreibende Strukturdiskussionen.

Zwei Drittel der Befragten haben die Erfahrung gemacht, dass Ideen nicht oder nur selten und sehr zäh eingebracht werden können. Auf der Wunschliste ganz oben stehen Strukturen, in denen sich Eltern und Lehrer besser begegnen und die Entscheidungen von allen gleichermaßen gefällt und getragen werden können. Auf den überregionalen Tagungen ist dies schon erlebbar. Schaffen wir die Voraussetzungen, dass diese Impulse auch an den einzelnen Schulen wirksam werden!