Wieder die Sprache finden

Mathias Maurer

Es blieb bei einer Bestandsaufnahme, die allerdings auf die Frage zusteuerte: »Was macht eigentlich Waldorf im Kern aus?« Manche folgten ganz pragmatisch der Linie, den Unterricht und den Schulbetrieb – einschließlich »kindgerechter Digitalisierung« – mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten; andere forderten – vor allem für die Oberstufe – die faktenbasierte Diskussion über die gesellschaftlichen Dimensionen der Corona-Pandemie bewusst zum Lerngegenstand zu machen. Auch eine stärkere gesellschaftspolitische Positionierung der Waldorfbewegung in Bezug auf die dramatischen Folgen der Pandemie-Maßnahmen wurde angemahnt. – Es wurde deutlich, wie schwer es ist, selbst auf hohem fachlichem und wertschätzendem Niveau eine gemeinsame Sprache zu finden. Ein Anfang ist immerhin gemacht. Die Beiträge werden in Kürze veröffentlicht.

Ein fundierter Beitrag der beiden Ärzte Georg Soldner und David Martin zu Corona-Impfungen ist als Vorabveröffentlichung der Zeitschrift Merkurstab erschienen, in dem kritisch auf eine mögliche indirekte Impfpflicht geblickt und eine retrospektive Studie vorgeschlagen wird, um anhand valider Daten auch sozialen Polarisierungstendenzen entgegenwirken zu können. Eine allgemeine staatliche Impfpflicht gegen Covid-19 halten die Autoren für wenig wahrscheinlich, allerdings ein System indirekter Impfpflichten für höchst problematisch. »Schon das 2019 in Deutschland verabschiedete Masernschutzgesetz, das [...] zur Polarisierung von allgemeinen Impfbefürwortern und Impfkritikern beigetragen hat, stellt im Kern ein ineinandergreifendes System indirekter Impfpflichten dar, insofern es nicht masern-immune Kleinkinder von Kitas und Kindergärten ausschließt, im Schulalter entsprechende finanzielle Hürden für impfunwillige Eltern aufbaut und potenziell noch weitergehende Eingriffe bis hin zur Einbeziehung des Jugendamtes bereithält.« Damit drohe de facto die Einschränkung verfassungsrechtlich garantierter Grundrechte für Ungeimpfte (https://www.anthromedics.org/PRA-0971-DE).

Was es braucht, ist eine vorbehaltlose forschende Haltung, die Bereitschaft, andere Erfahrungen und Blickwinkel zu tolerieren und sich auf sie einzulassen. Beides bildet die Grundlage, wieder eine gemeinsame Sprache zu finden.