Alanus: Studieren der anderen Art

Johanna Vieser

Neben dem Betriebswirtschafts-Bachelor, der im Januar 2013 zum wiederholten Mal eine Auszeichnung für seinen Inhalt unter dem Motto: »Wirtschaft neu denken« bekommen hat, verdienen auch andere Studiengänge der Alanus Hochschule Aufmerksamkeit.

Der Aufbau der Hochschule und die besondere Gestaltung der Studiengänge veranlasst unter anderem 17 Studierende im Altersdurchschnitt von 37 Jahren dazu, jährlich mehr als 70.000 km zurückzulegen, um sich neben ihrem Berufs- und teilweise Familienleben im Masterstudiengang Pädagogische Praxisforschung wissenschaftlich weiterzubilden.

Dieser Studiengang dauert sechs Semester. Einmal im Monat finden Präsenz-Seminare von Freitag- bis Samstagabend statt, zwei- bis dreimal im Jahr kommen Studienwochen hinzu, in denen man sich über acht Tage mit Themen wie Reformpädagogik, Medienpädagogik, Philosophie oder auch Bildungswissenschaft beschäftigt. Neben den Präsenzzeiten müssen im Selbststudium – von zu Hause aus – Inhalte vor- und nachbereitet sowie Abschlussarbeiten für einzelne Module geschrieben werden. Die Kontaktzeit beträgt insgesamt ungefähr ein Drittel der gesamten Studienzeit.

Der Aufbau des Studiums beinhaltet, neben dem Schwerpunkt der Forschung, Pädagogik sowie das Studium Generale:

Die Kurse zur Forschung bereiten die Studierenden darauf vor, eigene Forschungsprojekte zu planen und durchzuführen. Der pädagogische Teil betrachtet Pädagogik im Allgemeinen, Reformpädagogik im engeren Sinne und Waldorfpädagogik im Speziellen. Die Studierenden sollen einen Einblick in die unterschiedlichen Konzepte und Theorien gewinnen und diese kritisch hinterfragen lernen.

Das Studium Generale bietet in den Studienwochen durch die praktische Kunst (etwa Zeichnen, Eurythmie oder Plastizieren) und die philosophischen Themen einen Ausgleich.

In die abschließende Masterarbeit sollen alle Kompetenzen einfließen, indem die Studierenden einen eigenen Forschungsprozess im pädagogischen Praxisfeld durchführen und diesen gleichzeitig hinterfragen und reflektieren. Diese Forschungsarbeit kann in der Einrichtung betrieben werden, in der die Studierenden arbeiten und damit gleichzeitig zur Qualitätsüberprüfung beitragen.

Besonderheiten der Alanus Hochschule

Der Namensgeber der Hochschule, Alanus ab Insulis, lehrte im 12. Jahrhundert die sogenannten »Sieben Freien Künste« in Chartres. Diese Tradition griff die Alanus Hochschule auf und integrierte in allen Bildungsgängen das »Studium Generale«. Vom Fachbereich für philosophische und ästhetische Bildung angeboten, begleitet es die Studierenden über den gesamten Studienverlauf. Ziel ist eine universale geisteswissenschaftliche Bildung.

So regen Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Philosophie und Kulturgeschichte, Kunstwissenschaft und Ästhetik sowie Anthropologie und Ethik das kritische Denken an und erweitern geistige, personale, kulturelle und soziale Fähigkeiten. Innerhalb des Studium Generale wird auch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners betrachtet und kritisch diskutiert; manche TeilnehmerInnen haben sich zuvor noch nie mit Anthroposophie befasst. In der Begegnung zwischen Kunst und Wissenschaft soll das kritische Denken so weit geübt werden, bis es innovative Ideen erzeugt, die wiederum in die Wissenschaft einfließen können.

Ansprüche und Erfahrungen der Studierenden

Bereichert durch die Studientexte, den neuen Blick auf das eigene berufliche Umfeld und das der Kommilitonen – fast alle arbeiten nebenher in sozialen Einrichtungen – entsteht ein lebhafter Diskurs über vielfältige Theorien, unsere pädagogische Praxis, ihre Stärken und Probleme.

Die Dozenten ermöglichen teilweise aspektreiche Diskussionen und bemühen sich, den Studierenden Inhalte an die Hand zu geben, die sie ansprechen, zum Nachdenken anregen und zudem nützlich für die Praxis sind. Einigen gelingt dies glänzend, wenige andere scheinen nicht ausreichend auf die Studiengruppe eingestellt zu sein und müssen dann die Kritik der Studierenden aushalten.

Alles in allem sind wir Studierenden zufrieden, selbst wenn auch mal ein Seminar weniger hilfreich erscheint, und nehmen die Studiengebühren von 210 Euro monatlich – vergleichsweise hoch, da keine staatlichen Zuschüsse fließen – und den teilweise sehr langen Anfahrtsweg auf uns. Viele äußern, dass sie die meisten Dozenten als qualifiziert und engagiert erleben und dass sie sehr schätzen, an der Hochschule ernst genommen zu werden. Neben dem bereichernden Kontakt mit den Dozenten erleben wir auch die Begegnung unter den Studierenden als wirklich anregend.

alanus.de