Das Recht auf Bildung. 25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention

Olivia Girard

Eine Revolution der Kindheit hat vor 25 Jahren mit der UN-Kinderrechtskonvention begonnen. Anders als in früheren rechts-unverbindlichen Deklarationen, die Kinder »retten« wollten, statt mit ihnen gemeinsam in einer Art Partnerschaft die Welt zu gestalten, bekamen Kinder durch die Konvention Rechte, die genauso wie bei Erwachsenen respektiert werden müssen: Kinder werden als Individuen mit einer aktiven Rolle in ihrem gesellschaftlichen Umfeld betrachtet.

Zu den Kernprinzipien der Konvention gehören u.a. die Nicht-Diskriminierung und das »best interest« (Kindeswohl)-Prinzip – ein Recht, das über allem steht und das in allen Entscheidungen, die es betreffen, Priorität hat und berücksichtigt werden muss. Ferner das Recht zum Leben, auf Überleben und auf Sicherung seiner physischen, geistigen, spirituellen, moralischen, seelischen und sozialen Entwicklung – zu seinem vollen Potenzial. Die Konvention fordert Respekt für die Perspektive der Kinder; sie haben das Recht, sich frei auszudrücken in allen Belangen, die sie betreffen und müssen dabei gehört und ernst genommen werden.

Die Konvention initiierte einen gesellschaftlichen Wandel und eine internationale Debatte, die das Ziel hatte, Raum für eine aktive Teilnahme der Kinder zu eröffnen und zu fördern sowie das Recht auf Partizipation in der Gesellschaft – und zwar auf Augenhöhe, indem das Kind als Individuum und nicht als unvollständiger oder minderwertiger Mensch (aufgrund seiner Minderjährigkeit) angesehen wird.

Vielen Kindern wird das Recht auf Bildung allerdings immer noch vorenthalten. Laut UNICEF-Bericht »The State of the World’s Children 2014 – Every Child Counts« besuchten trotz jahrzehntelanger Bemühungen 57 Millionen Kinder im Grundschulalter 2011 keine Schule. Etwas mehr als 60 Prozent der Jugendlichen weltweit besuchen eine weiterführende Schule, etwa ein Drittel nur in weniger entwickelten Ländern. 250 Millionen Kinder sind schlecht ausgebildet. Der UNESCO-Bericht fordert kompetente Lehrer als Schlüssel für eine bessere Bildungsqualität.

Die Umsetzung der Kinderrechte stellt nach einem Vierteljahrhundert immer noch eine Herausforderung dar, obwohl die Konvention von den meisten UN-Staaten ratifiziert wurde (mit Ausnahme der USA!). Es ist ein langer Prozess, bis die Welt begriffen hat, dass Kinder über besondere Rechte verfügen, die respektiert und berücksichtigt werden müssen. Die Kinderrechtskonvention will die Kindheit als eine besondere Zeit des Lebens schützen. Kinder brauchen ihre Kindheit für ein gesundes Seelenleben und die Entwicklung ihrer Fähigkeiten, um als Erwachsene ihre selbst gewählten Aufgaben in der Welt verwirklichen zu können.

Zur Autorin: Olivia Girard ist Öffentlichkeitsarbeiterin und Projektkoordinatorin WOW-Day bei den »Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.« und studiert zur Zeit » Childhood Studies and Children’s Rights« an der FU Berlin.