Demeter und Bio – mehr als ein kleiner Unterschied

Reneé Herrnkind

Produkte, die mit dem europäischen Bio-Zeichen versehen sind, erfüllen die Anforderungen der EU-Bio-Verordnung. Das ist ein gesetzliches Mindestmaß. Demeter-Erzeuger und -hersteller leisten mit der Biodynamischen Wirtschaftsweise erheblich mehr, als diese Regelung vorschreibt und in vielen Bereichen auch mehr als andere Bio-Verbände von ihren Partnern verlangen. Bei Demeter gilt, dass im Gegensatz zur EU-Bio-Verordnung der komplette Betrieb umgestellt werden muss. Und zwar nicht nur, weil Abgrenzung und Kontrolle sonst erschwert wären, sondern aus Überzeugung. Der gesamte Hof wird als individueller Organismus verstanden. Deshalb hat Demeter als einziger Öko-Verband für seine landwirtschaftlichen Betriebe Tierhaltung obligatorisch vorgeschrieben. 100 Prozent Bio-Futter sind Pflicht für Demeter-Bauern, mindestens 80 Prozent muss Demeter-Qualität haben und 50 Prozent vom eigenen Hof stammen.

Tierschutz auf höchstem Niveau

Tiere, vor allem die Kühe, spielen eine zentrale Rolle in der betrieblichen Individualität des Hoforganismus. Tierschutz hat dabei höchste Priorität. Demeter-Bauern verzichten auf das schmerzhafte Enthornen ihrer Tiere. Kühe mit Hörnern liefern optimalen Mist für die Düngung und geben vollwertige, bekömmliche Milch. Biodynamische Bauern nutzen die gestaltenden Kräfte des Kosmos. Es kommen spezielle biodynamische Präparate aus Baldrian, Kamille, Eichenrinde, fein zerriebenen Quarzkristallen und Schafgarbe zum Einsatz. Sie wirken ähnlich wie homöopathische Heilmittel energetisch auf Boden und Pflanzen. Das Ergebnis ist naturwissenschaftlich erforscht: Der Boden wird fruchtbarer. Seine Humusschicht wächst, die Pflanzen reifen harmonischer, sind widerstandfähiger und besonders vital.

Die Heilung der Erde

Um Qualität von Anfang an zu sichern, bietet die Züchtung eigener Sorten optimal angepasstes Saatgut bei Getreide und Gemüse. Demeter-Hersteller verstehen es, mit Sorgfalt, Konsequenz und Können die Qualität der Rohstoffe zu bewahren. Weder Nitritpökelsalz, Jod oder natürliche Aromen dürfen zugesetzt werden. Während die EU-Bio-Verordnung 47 Zusatzstoffe erlaubt, sind es bei Demeter gerade mal 13. Ein modernes Ernährungsbewusstsein fragt danach, was ein Lebensmittel wie die Pflanze als Nahrung für Mensch und Tier »erlebt« hat und zur Entwicklung beider beiträgt. Eine Landwirtschaft der Zukunft, für die Biodynamische Wirtschaftsweise und Demeter-Agrarkultur stehen, bewirkt mehr. Ihr geht es zentral um die Gesundung des Gesamtorganismus Erde.