Peripherie

Notfallpädagogik ist Erste Hilfe für die Seele

Silvia Groß
Foto: © Silvia Groß

Viele von ihnen kommen hier in Deutschland an, auch in unseren Waldorfschulen. Und die Waldorfschulgemeinschaft hilft in beeindruckender Weise. Familien werden aufgenommen, die Kinder können hier zur Schule gehen und werden durch viele Freiwillige mit allem versorgt, was sie brauchen. Die Hilfsbereitschaft und das Engagement sind groß. Aber es gibt auch Fragen und Unsicherheit. Wie gehe ich um mit traumatisierten Kindern? Was brauchen sie wirklich? Wie kann ich dazu beitragen, ihre seelischen Wunden zu heilen? 

All diese Fragen behandelte das Seminar Notfallpädagogik, das die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Hessen (LAG) kurzfristig organisierte und in Zusammenarbeit mit dem Verein »Notfallpädagogik ohne Grenzen« im Rudolf-Steiner-Haus Frankfurt durchführte. Der Bedarf hierfür an den Schulen war groß und die aktuelle Situation erforderte schnelles Handeln.

Und so konnte in kürzester Zeit Bernd Ruf, Waldorfpädagoge und seit 1987 Leiter der von ihm gegründeten Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., für dieses ganztägige Seminar gewonnen werden. Seit 2009 hält Ruf Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer öffentlicher Schulbezirke in Europa, Südamerika, Afrika, Asien und in den USA und hat eine qualifizierte Weiterbildung im In- und Ausland etabliert, die sogenannte Modulfortbildung Notfallpädagogik. Sein Hauptaugenmerk liegt aber auf der praktischen Arbeit mit traumatisierten Kindern. Seit 2006 helfen er und seine Mitarbeiter weltweit Kindern und Jugendlichen in Kriegsgebieten und von Naturkatastrophen heimgesuchten Gegenden in Deutschland und weltweit.

Aus fast allen hessischen Waldorfschulen hatten sich Pädagog:innen und Eltern zur Fortbildung Notfallpädagogik angemeldet. Von 9 bis 18 Uhr gab es Vorträge von Bernd Ruf zu den verschiedenen Aspekten der Arbeit. In einem bewegenden Einstiegsvortrag berichtete er zunächst von seinen Einsätzen und zeigte das Elend und die vielfältigen Facetten von Flucht-, Gewalt- und Kriegstraumata bei Kindern, anschaulich illustriert mit einer großen Anzahl Fotos.

Der zweite Teil der Fortbildung widmete sich dem Kernthema Notfallpädagogik, im dritten Teil wurde »Schule als sicherer Ort« besprochen. Dabei wurden nicht nur die Symptome von Traumata behandelt, sondern die Teilnehmenden konnten eine Menge praktischer Anregungen, Übungen und Hilfen für ihre Arbeit mit nach Hause nehmen. Wichtig war auch der vierte Teil des Seminars, in welchem die Psychohygiene der Helfer:innen besprochen wurde. Trotz des Enthusiasmus hinterlässt die Arbeit mit traumatisierten Menschen auch im eigenen Ich Spuren und darum sollte bei allem Einsatz auch die Eigenfürsorge nicht zu kurz kommen.

Ergänzt wurden die Vorträge durch zwei Workshop-Einheiten, in denen jeweils zwischen Formenzeichnen und Eurythmie gewählt werden konnte. Die Mitarbeiterinnen von Bernd Ruf führten mit Sachverstand und viel guter Laune durch die Workshops. Aber nicht nur Vorträge und Workshops, sondern auch viele persönliche Begegnungen, Gespräche und Erfahrungsaustausch in den Pausen machten diesen Tag wertvoll. Erschöpft, aber angefüllt mit neuem Wissen und viel Motivation zogen die Teilnehmer:innen am Ende ein einhelliges Fazit: Dieser Tag war eine Bereicherung! Wer mehr über die Arbeit der Freunde der Erziehungskunst und der Notfallpädagogik ohne Grenzen erfahren oder die Projekte auch finanziell unterstützen möchte, findet alle dafür notwendigen Informationen auf der Homepage der Freunde.

Kommentare

Andy R R, Rheinland-Pfalz - Hanhofen,

:-)